Für viele Schweizer Unternehmen ist die Coronakrise ein harter Schlag. Die Nachfrage nach ihren Produkten brach ein. Doch es gibt Ausnahmen: Der Hersteller des Sterillium-Desinfektionsmittels etwa spürt einen sprunghaften Anstieg bei den Bestellungen.
IVF Hartmann
Eine Mitarbeiterin von IVF Hartmann in einer Fabrik - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hinter dem Klassiker der Handdesinfektion steht die Schaffhauser Firma IVF Hartmann.

Sie produziert für ihre Kunden auch Artikel wie Masken oder medizinische Schutzbekleidung. Die Produktion und die Beschaffung wurden daher laut CEO Claus Martini bereits im März massiv hochgefahren.

Und die Nachfragesituation ist auch weiterhin «angespannt», wie eine Sprecherin des Unternehmens, das seit 1993 eine Tochter der deutschen Hartmann-Gruppe ist, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagt.

Das haben auch die Kunden zu spüren bekommen. Bei der Versorgung mit ihren Produkten habe die IVF Hartmann den Fokus in den letzten Monaten auf die kritischen Bereiche der Gesundheitsversorgung legen müssen. Denn gerade in einer Krise dürften diese nicht zu kurz kommen.

Konkret habe man darauf geachtet, vor allem Spitäler, Pflegeheime sowie Arztpraxen mit den für sie wichtigen Materialien zu beliefern. Andere Kunden mussten sich manchmal etwas länger gedulden.

Das mittlerweile wohl bekannteste IVF Hartmann-Produkt ist das Sterillium-Desinfektionsmittel. Dass die Nachfrage nach solchen Artikeln aufgrund der Coronakrise gestiegen ist, möchte die Firma aus Neuhausen am Rheinfall nicht ausnützen. «Bis dato gab es keine generellen Preiserhöhungen in der Schweiz», betont die Sprecherin.

Allerdings hat die Coronakrise das Unternehmen auch bei der Beschaffung vor grosse Herausforderungen gestellt. «Einige Rohstoffe sind teurer geworden und die Beschaffung wurde durch die aussergewöhnliche Situation erschwert.»

Letztlich könnten die Kunden von IVF Hartmann dies doch noch merken. «Wir behalten es uns vor, die Preise auf einzelnen Produkten zu erhöhen», sagt die Sprecherin. Der Schritt würde aber nur die höheren Beschaffungs- und Produktionskosten widerspiegeln, nicht aber einer Erhöhung der Gewinnmarge dienen.

Was das Geschäft während der Coronazeit letztendlich an zusätzlichem Umsatz bringen wird, darüber will man bei IVF Hartmann (noch) nicht spekulieren. «Wir befinden uns noch immer in einer sehr dynamischen Situation, die keine Prognosen erlaubt», sagt die Sprecherin. Auch Aussagen zur Entwicklung des Gesamtmarktes im Jahr 2020 will der Konzern nicht machen.

Dabei verzeichnete die Firma auch nicht bei ganz allen Produktekategorien einen Bestellungsanstieg. «Aufgrund der Einschränkungen der Behörden für chirurgische Eingriffe während der Pandemie gab es auch Artikel, die weniger nachgefragt wurden», erklärt die Sprecherin.

Trotzdem lief das Geschäft insgesamt anscheinend gut. Denn es gibt bei IVF Hartmann - im Gegensatz zu den meisten anderen Schweizer Firmen - weder Sparmassnahmen noch Kurzarbeit. Die Produktion wurde vielmehr «massiv» hochgefahren, wie CEO Claus Martini bereits zu einem früheren Zeitpunkt sagte.

Gespürt hätten die Mitarbeitenden die Coronakrise nicht nur durch die Mehrarbeit, sondern auch durch zusätzliche Hygienemassnahmen. Dabei sei gar ein eigenes Pandemieteam zum Einsatz gekommen. Dieses habe die Situation laufend analysiert und die Massnahmen angepasst.

Die Coronakrise hat ausserdem die weitere Digitalisierung des Geschäfts der Schaffhauser befeuert. Ein Beispiel hierfür sei die digitale Logistiklösung Easyshelf. «Und im Geschäftskunden-Bereich wollen wir vermehrt auf Onlineshop-Modelle setzen», erklärt die Sprecherin des Unternehmens, das 2019 einen Umsatz von 138 Millionen Franken erwirtschaftete.

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