Um die Kostenexplosion im Gesundheitswesen einzudämmen, schlägt die CSS-Chefin eine Franchise von 10'000 Franken vor. Dafür gibt es Kritik. Von links bis rechts.
Philomena Colatrella träumt von einer Mindestfranchise von 10'000 Franken.
Philomena Colatrella träumt von einer Mindestfranchise von 10'000 Franken. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • CSS-Chefin Philomena Colatrella will die Mindestfranchise auf bis 10'000 Franken erhöhen.
  • Diesen Vorschlag kritisieren linke und bürgerliche Politiker.

Der Vorschlag von Philomena Colatrella hat es in sich: Die CSS-Chefin will das Krankenkassen-System radikal umbauen. Die Prämien sollen sinken, die Franchisen steigen. Die gebürtige Italienerin träumt von mehr Eigenverantwortung und einer Mindestfranchise von 5000 bis 10'000 Franken.

Logisch, stösst dieser Vorschlag auf Widerstand von links. «Wenn die Kosten für die soziale Abfederung nicht aus den Prämiengeldern bezahlt werden, löst sich ja der bisherige Zweck der Krankenversicherung auf», sagt Patientenschützerin Susanne Hochuli dem «Blick». SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi doppelt nach: «Es werden einmal mehr zusätzliche Lasten auf diejenigen abgeschoben, die eh schon in engen Verhältnissen leben.»

Höchstens um 200 Franken erhöhen

Auch Bürgerlichen geht der Vorschlag zu weit. FDP-Nationalrätin Regine Sauter sagt der Zeitung: «Gewisse Teile der Bevölkerung werden sich dieses Modell nicht leisten können.» Sie selber will eine Erhöhung der Mindestfranchise um 100 bis zu 200 Franken.

Heinz Brand hält den Vorschlag für unrealistisch. «Damit würde ein Volksaufstand provoziert», sagt der SVP-Nationalrat dem «Blick». Denn chronisch Kranke und weniger gut Verdienende würden sich massiv benachteiligt fühlen. Trotzdem: «Eine moderate Erhöhung der Mindestfranchise um einige Hundert Franken und die gleichzeitige Einführung von Wahlfranchisen von bis zu 5000 Franken hätten eine dämpfende Wirkung aufs Prämienwachstum.»

«Provokante Idee»

Für Krankenkassen-Experte Felix Schnuewly von Comparis ist der Vorschlag eine «sehr provokante Idee». Schnuewly geht zwar davon aus, dass Leute so wegen Bagatellen weniger oft zum Arzt gehen. Dennoch zweifelt er an den versprochenen Einsparungen von einer Milliarde Franken. «Weil gewisse Leute zu spät den Arzt aufsuchen, werden Krankheiten verschleppt, was schliesslich höhere Kosten verursacht», sagt er zu «20 Minuten». «Man könnte im Gegenzug die Kostenbeteiligung für chronisch Kranke senken.»

Colatrellas Vorschlag geht in eine ähnliche Richtung. Sie will finanziell Schwächere Abfedern. Mit dem Geld aus dem Prämienverbilligungs-Topf. Denn durch tiefere Prämien hätte auch weniger Personen Recht auf eine Prämienverbilligung.

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