Das Federal Reserve System der USA signalisiert die Zinswende nun schon für das Jahr 2023. Ihr Schweizer Pendant mag noch gar nicht daran denken.
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Das Logo des Federal Reserve System (Fed). (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Federal Reserve System spielt mit dem Gedanken, die Zinsen zu erhöhen.
  • Bei der SNB denkt man noch nicht an eine Zinserhöhung.
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Die SNB belässt ihren Leitzins sowie den Zins auf Sichtguthaben bei -0,75 Prozent.

Der SNB-Direktor Thomas Jordan am Donnerstag im Anschluss an die geldpolitische Lagebeurteilung: «Wir verändern unsere Geldpolitik nicht, nur weil sie im Ausland verändert wird.»

Das Federal Reserve System hatte am Vorabend die Märkte auf eine mögliche Beschleunigung des Zeitplans zur Normalisierung der Geldpolitik vorbereitet.

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Das Gebäude des Federal Reserve System. - dpa

Bevor die SNB ihre seit sechs Jahren auf Rekordtief verharrenden Zinsen antasten wird, wird es wohl also noch dauern. Die Teuerung müsse über einen Zeithorizont von zwei bis drei Jahren den Bereich der Preisstabilität verlassen. Dies bevor eine Änderung der Geldpolitik notwendig wird, sagte Jordan.

Als «Preisstabilität» gilt bei der SNB ein Höchstwert von 2 Prozent. Die Teuerung in der Schweiz trägt zwar kein negatives Vorzeichen mehr. Sie liegt aber mit 0,6 Prozent im Mai im Vergleich zu anderen Ländern auf einem sehr bescheidenden Niveau.

Und gemäss den SNB-Projektionen wird die Teuerung im Jahresmittel bis 2023 nicht über diesen Wert steigen.

Federal Reserve System kämpft mit Inflation

Jerome Powell, Chef des Federal Reserve System sieht sich mit ganz anderen Hausnummern konfrontiert: Zuletzt stieg die Inflation in den Vereinigten Staaten auf 5,0 Prozent. Das ist die höchste Rate seit August 2008, mit der das Federal Reserve System konfrontiert wird. Auch in Deutschland ist die Teuerung zuletzt auf 2,5 Prozent geklettert.

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Jerome Powell, der derzeitige Chef des Federal Reserve System. (Archivbild) - dpa

Ob Jordan, Powell oder EZB-Chefin Christine Lagarde: Währungshüter betrachten den Teuerungsschub aber nur als vorübergehend. Er sei unter anderem eine Folge des Preiseinbruchs in der ersten Corona-Welle vor gut einem Jahr. Dieser Druck dürfte laut Jordan «in ein paar Quartalen» nicht mehr ins Gewicht fallen.

Zudem treiben teurere Erdölprodukte und Engpässe im Welthandel, die viele Rohstoffe und Vorprodukte verteuern, die Preise zusätzlich. Das werde jedoch vorbeigehen. Dieser Druck dürfte laut Jordan «in ein paar Quartalen» nicht mehr ins Gewicht fallen.

Bund und Kantone erhielten 2020 vier Milliarden von SNB

Jordan musste bei der Medienkonferenz auch zahlreiche Fragen zur Ausschüttungspolitik der Notenbank beantworten. Eine Gruppe mit dem Namen «SNB-Observatory» hatte kürzlich gefordert, dass die SNB mehr Gewinn ausschütte.

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Die Schweizerische Nationalbank in Bern. (Symbolbild) - Keystone

Bund und Kantone haben im Jahr 2020 noch 4 Milliarden Franken von der SNB erhalten; ab diesem Jahr sind es sogar 6 Milliarden. Trotzdem werde der Anteil, der bei der SNB bleibe, immer grösser, monierten die Experten. Den Rest behält die SNB als Eigenkapital ein.

Jordan hält wenig von den Forderungen: «Ich finde nicht, dass man ein gut funktionierendes System verändern sollte», machte der Währungshüter klar. Solange es für die SNB gut laufe, erhielten auch der Bund und die Kantone ihren Teil vom Kuchen.

SNB Billanz: 1000 Milliarden Franken

Entsprechend wird sich die SNB weiterhin auf ihre zwei bewährten Instrumente stützen. Dies, um der sich von der Corona-Pandemie erholenden Wirtschaft zu helfen: Auf die rekordtiefen Zinsen sowie die Bereitschaft, am Devisenmarkt zu intervenieren.

Die Bilanz der Schweizerischen Nationalbank türmt sich mittlerweile mehr als 1000 Milliarden Franken hoch. Entsprechend hoch sind laut Jordan die Währungsrisiken, mit denen die SNB konfrontiert sei.

Zur Illustration rechnete Jordan vor: «Wertet der Franken um einen Rappen auf, bedeutet dies einen Verlust von 10 Milliarden Franken für die SNB.» Daher werde die SNB auch über die nächsten Jahre weiter Eigenkapital aufbauen müssen, um für mögliche Marktturbulenzen gewappnet zu sein.

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