Federal Reserve System erwartet einen Konjunktureinbruch

Es sei gut möglich, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) infolge der Corona-Pandemie um 20 bis 30 Prozent abnehme. Das sagte Fed-Direktor Jerome Powell am Sonntagabend (Ortszeit) in einem Fernsehinterview. Allerdings erwartet er auch, dass die US-Wirtschaft bereits im dritten Quartal wieder etwas an Schwung gewinnt.

Im derzeitigen Quartal würden die US-Wirtschaftsdaten «sehr, sehr schlecht» ausfallen, sagte der Direktor des Federal Reserve System dem Sender CBS. So rechnet er mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 20 bis 25 Prozent.

Schon im ersten Quartal war die Wirtschaftsleistung der USA um 4,8 Prozent geschrumpft. In der Bilanz für Januar bis März hatte sich die Pandemie aber noch nicht voll niedergeschlagen. Inzwischen verloren in den USA infolge der Krise bereits knapp 36,5 Millionen Menschen ihre Jobs. Die Arbeitslosenquote schnellte von 3,5 Prozent im Februar auf 14,7 Prozent im April hoch.

Das Virus und die Corona-Massnahmen haben in den Vereinigten Staaten die Wirtschaftsaktivität in vielen Branchen weitgehend zum Erliegen gebracht. Zahlreiche Betriebe mussten zumindest vorübergehend schliessen.

Dennoch erwartet James Powell nicht, dass die Rezession ähnliche Dimensionen erreichen wird wie während der grossen Wirtschaftskrise in den 1930er. Anders als damals sei die US-Wirtschaft vor der jetzigen Krise gesund und die Banken in stabilem Zustand gewesen.

Er sehe eine «gute Chance», dass es im dritten Quartal wieder eine Zunahme des Wachstums geben werde. Das unterstrich der Direktor des Federal Reserve System. In der zweiten Jahreshälfte werde sich die US-Wirtschaft voraussichtlich «kontinuierlich erholen».

Entscheidender Faktor sei dabei aber, dass die Ausbreitung des Coronavirus abnehme, betonte der Notenbankchef. Damit die US-Wirtschaft sich komplett erhole, sei es «vielleicht» nötig, dass es einen Impfstoff gegen den neuartigen Erreger gebe.

Die Federal Reserve System senkte als Massnahme gegen die Wirtschaftskrise den Leitzins auf ein Niveau zwischen 0 und 0,25 Prozent. Sie hatte ausserdem massive Anleihenkäufe angekündigt, um Geld in die Wirtschaft zu pumpen.

Zudem legte der US-Kongress gleich mehrere Hilfspakete auf, das grösste hat das historische Rekordvolumen von rund zwei Billionen Dollar. Die oppositionellen Demokraten beschlossen zudem am Freitag mit ihrer Mehrheit im Repräsentantenhaus ein zusätzliches gigantisches Rettungsprogramm von drei Billionen Dollar. Auf dessen Realisierung bestehen allerdings kaum Chancen, da das Programm von den im Senat dominierenden Republikanern abgelehnt wird.