Am heutigen Equal Pay Day wird gegen Lohn-Ungerechtigkeit protestiert. Das ist nicht jederfraus Sache. «Mir scheint, die Aktionen tragen mehr zum Unfrieden bei, als zu einer Lösung», findet Sylvia Flückiger. Nau hat mit der Politikerin, Unternehmerin und Mutter gesprochen.
Equal Pay Day
Am Equal Pay Day wird gegen Lohn-Ungerechtigkeit protestiert. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heue ist Equal Pay Day: Schweizweit wird für Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern gekämpft.
  • SVP-Nationalrätin Sylvie Flückiger, selber Unternehmerin und Mutter, findet Protest aber unsinnig.
  • Unfaire Löhne würden sich von allein erledigen: Kein Unternehmer wolle unzufriedene Angestellte.
  • Lohnungleichheit habe zudem viele Ursachen, die schwer in einer Statistik zu berechnen seien.

Heute ist Equal Pay Day. «Bis zu diesem Tage arbeiten Frauen gratis, während Männer für gleichwertige Arbeit bereits seit dem 1. Januar Lohn erhalten», erklärt ein überparteiliches Komitee aus BDP, CVP, FDP, SP, GLP, Grünen und zahlreichen Vereinen. Schweizweit macht sich das Komitee für Lohngleichheit stark (Nau berichtete).

«Es wird auf hohem Niveau gejammert»

Sylvia Flückiger ist Mitinhaberin und Mitglied der Geschäftsleitung von Flückiger Holz AG. Sie sitzt in diversen Vorständen, Stiftungs- und Verwaltungsräten, einen präsidiert sie gar. Zudem ist sie Nationalrätin. Im Komitee für den Equal Pay Day ist ihre Partei, die SVP, nicht vertreten.

«Ich bin der Auffassung, dass wir in der Schweiz in einer sehr guten Situation sind, und oft auf hohem Niveau gejammert wird», sagt sie. Die Schweiz biete viel mehr Möglichkeiten und Freiheit als die meisten anderen Länder und die Position der Frau habe sich Jahr für Jahr verbessert.

«Diese Tendenz setzt sich laufend fort und das ist auch richtig so. Die heutigen jungen Frauen sind immer besser ausgebildet, selbstbewusst und wissen was sie wollen.»

Nicht alles ist Diskriminierung

Laut Bundesamt für Statistik (BFS) liegt der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern bei 15.1 Prozent. Faktoren wir Ausbildung, Niedriglohn-Berufe, Erwerbsunterbrüche (meist Mutterschaft), Weiterbildungen oder Arbeitserfahrung können knapp die Hälfte davon erklären. Rund acht Prozent der Lohnunterschiede bleiben als «nicht erklärbar» stehen.

«Nicht erklärbar» ist nicht mit «Diskriminierung» gleichzusetzen», zitiert Flückiger eine Studie der Universität Bern. Diese schliesst, dass Faktoren wie die Bereitschaft zum häufigen Stellenwechsel, Risikobereitschaft, Selbstbewusstsein oder Härte bei Lohnverhandlungen kaum statistisch gemessen werden können, sich aber sehr wohl auf das Lohnniveau auswirken.

Schwarze Schafe gibt es überall

Zudem, davon ist die Unternehmerin Flückiger überzeugt, liege es im Interesse aller Unternehmer, zufriedene Mitarbeiter zu haben. Ein wichtiger Faktor dabei: «fair und gerecht zu entlöhnen». Schwarze Schafe gebe es überall, daran die gesamte Arbeitswelt zu messen, sei aber falsch.

Statt die KMU mit Lohnanalysen zu belasten oder Protestaktionen durchzuführen, fordert Flückiger: «Die Ärmel nach hinten krempeln, sich weiterbilden, selber mithelfen Frauen zu fördern, da besteht ein grosses Potential.»

Sie empfiehlt allen, die Karriere machen wollen: «Netzwerke nutzen, aber solche mit Männer und Frauen, oder gemischten Verbänden beitreten.»

Mutter von zwei Kindern

Und vor allem müsse jeder für sich entscheiden, ob und wann sie oder er Familie und Karriere wolle: «Heiraten, Kinder, Karriere, alles gleichzeitig geht nicht.» Die Nationalrätin und Unternehmerin ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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