Andreas Meyer tritt Ende 2020 als Chef der SBB ab. Pünktlichkeit, unzufriedene Mitarbeiter und fehlende Züge dürften ihn noch beschäftigen.
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Andreas Meyer, Chef der SBB, hat am Mittwoch seinen Rücktritt verkündet. - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute hat SBB-Chef Andreas Meyer seinen Rücktritt angekündigt.
  • Die Bundesbahn kämpft aktuell an mehreren Fronten.

Andreas Meyer hat sich einen schönen Sonnentag ausgesucht, um seinen Rücktritt anzukünden. Erwartet haben Journalisten heute Morgen nur die Halbjahreszahlen, stattdessen liess der SBB-Chef die Bombe platzen: Ende 2020 räumt er nach 14 Jahren im Amt seinen Posten.

Seine Ankündigung kommt zu einem schlechten Zeitpunkt. Nach dem tödlichen Unfall eines Zugbegleiters ist das Vertrauen der Angestellten in die Konzernspitze auf einem Tiefpunkt. Nach Meyers Ankündigung forderte die ÖV-Gewerkschaft SEV in einem Schreiben «einen radikalen Wechsel der Kultur».

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Die SBB und viele weitere gedenken in einer Schweigeminute den verunfallten Zugbegleiter. - Nau

Gebrodelt hat es beim SBB-Personal schon vorher. Die Ankündigung vor vier Jahren, bis 2020 rund 1400 Jobs zu streichen, kam bei vielen stolzen Bähnlern schlecht an.

SBB hat viele Mängel entdeckt

Auch das Kundenvertrauen hat gelitten. Nach dem tödlichen Unfall Anfang August hat die SBB eine Sonderuntersuchung durchgeführt. Dabei wurden über 500 Mängel bei 380 kontrollierten Zügen festgestellt. «Wir haben mehr Fehler gefunden als erwartet», musste Meyer damals zugeben.

Mit Mängeln kämpft die SBB auch bei neuen Zügen. Mehrere Jahre verspätet sind erste Züge des Typs FV Dosto eingetroffen. Doch technische Probleme sorgen für anhaltenden Ärger. CVP-Chef Gerhard Pfister spottet über den «Lotterzug», die «NZZ» spricht von einem «400 Meter langen Lehrstück».

FV Dosto SBB
Sorgenkind der SBB: der FV-Dosto. - Keystone

Unter der Führung von Meyer wurde das Angebot ausgebaut. Prestige-Projekt war die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2016. Doch mit dem Angebot sind auch die Preise gestiegen.

Kostete ein Generalabonnement 2007 noch 2990 Franken, müssen Pendler heute 3860 Franken hinblättern. Meyer betonte zuletzt immer wieder, dass er die Preise nicht erhöhen will. Allerdings liebäugelt der Branchenverbund CH-Direct mit einem Aufschlag von 10 Prozent per 2021.

Mehr Verspätungen

Kunden ärgern sich zuletzt auch vermehrt über Verspätungen. 2018 waren die Züge weniger zuverlässig unterwegs als im Vorjahr. Auch dieses Jahr sieht das Bild nicht gut aus, verbogene Gleise machten der Bundesbahn einen Strich durch die Rechnung.

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Die Gleise der SBB werden bei Hitzewellen sich bis zu 70 Grad heiss. - Keystone

Dass die Bundesbahn nicht perfekt geölt läuft, zeigen auch die heute präsentierten Halbjahreszahlen. Zwar hat die SBB mehr Passagiere transportiert, allerdings ist der Gewinn zurückgegangen.

Andreas Meyer hat noch mehr als ein Jahr Zeit, um die Probleme in den Griff zu kriegen. Schafft er das nicht, ist sein Nachfolger gefragt. Wer das sein wird, steht in den Sternen. Doch Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar machte schon heute klar: «Der Lohn wird tiefer sein.»

Andreas Meyer, CEO SBB, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. - Nau
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