Während deutsche Unternehmen Milliarden im Ausland investieren, gingen die Anlagen ausländischer Firmen in Deutschland 2022 deutlich zurück.
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Der Wirtschaftsstandort Deutschland verliert an Attraktivität. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat im Jahr 2022 an Attraktivität verloren.
  • Laut einer neuen Studie gingen die Investitionen ausländischer Firmen deutlich zurück.
  • Gleichzeitig investieren deutsche Unternehmen Milliarden in anderen Ländern.

Die Sorge um die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland wächst. Aus Sicht vieler Maschinenbauer hat Europas grösste Volkswirtschaft an Attraktivität verloren. Ausländische Firmen haben sich laut einer am Mittwoch veröffentlichten Studie im vergangenen Jahr mit Investitionen zurückgehalten. Zugleich investierten deutsche Unternehmen Milliarden in anderen Ländern.

Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gingen rund 125 Milliarden Euro mehr Direktinvestitionen deutscher Firmen ins Ausland als umgekehrt. Das sei der höchste Abfluss, der hierzulande jemals verzeichnet worden sei. Das IW sieht darin ein schlechtes Zeichen für den Standort Deutschland.

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Karl Haeusgen, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA. - Julian Stratenschulte/dpa

Die Attraktivität des Standortes Deutschland sei in den vergangenen Jahren gesunken. Dies gaben drei von vier Maschinenbauern bei einer Umfrage des Branchenverbandes VDMA an. Eine ähnliche Entwicklung (75 Prozent) schreiben die Firmen nur noch Grossbritannien zu. Allerdings hat auch China an Anziehungskraft verloren, hier ist mehr als jeder zweite Maschinenbauer (55 Prozent) dieser Ansicht.

Nur 20 Prozent der 667 Umfrageteilnehmer des VDMA bewerten die aktuellen Rahmenbedingungen in Deutschland als gut oder sehr gut. Ein deutlich besseres Zeugnis stellen sie beispielsweise den USA aus. 74 Prozent bezeichneten die Bedingungen als gut oder sehr gut.

Der Befragung zufolge ist und bleibt Europa der wichtigste Markt für den Maschinen- und Anlagenbau. Mehr Investitionen als bisher könnten allerdings nach Übersee gehen. Etwa jedes fünfte Unternehmen setzt demnach auf Produktionsneugründungen oder -erweiterungen in den USA, jedes sechste in Indien. Eine entscheidende Rolle spielen demnach Marktgrösse, Marktwachstum, Nähe zum Kunden sowie Kostenvorteile.

Ausländische Firmen investieren weniger in Deutschland

Firmen aus den OECD-Staaten und weiteren Ländern investierten in Deutschland letztes Jahr umgerechnet gut 10,29 Milliarden Franken. Das ergeben Berechnungen des IW. Das Geld floss unter anderem in Übernahmen und Neugründungen. 2021 lag die Zahl noch bei etwa 43,23 Milliarden Franken.

Dem standen 132,83,5 Milliarden Franken Direktinvestitionen deutscher Firmen im Ausland gegenüber. 2021 waren es noch rund 154 Milliarden Franken.

Das IW sieht für die Entwicklung mehrere Gründe. Der Fachkräftemangel belaste Unternehmen enorm. Investitionspakete wie der Inflation Reduction Act der USA machten Investitionen ausserhalb Deutschlands attraktiver. Zudem funktioniere das deutsche Exportmodell bei wachsendem Protektionismus nicht mehr so gut wie früher.

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