Gedenktage sind auch dazu da, sich kritisch mit der eigenen Rolle auseinanderzusetzen. 80 Jahre nach dem «Anschluss» an Nazi-Deutschland ist die Kirche voller Reue.
Vor 80 Jahren wurde Österreich an das «Deutsche Reich» angeschlossen.
Vor 80 Jahren wurde Österreich an das «Deutsche Reich» angeschlossen. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor 80 Jahren wurde Österreich an Nazi-Deutschland annektiert.
  • Viele Österreicher beteiligten sich an der damaligen Judenverfolgung.
  • Heute sieht die katholische Kirche selbstkritisch auf die Ereignisse zurück.

80 Jahre nach Beginn der Nazi-Herrschaft auch in Österreich hat die katholische Kirche deutliche Selbstkritik geübt. Die damaligen Bischöfe hätten – wie auch Politiker, Künstler und Wissenschaftler – nach der Besetzung Österreichs die katastrophalen und menschenverachtenden Konsequenzen nicht deutlich genug erkannt oder benannt. Es schmerze, dass die Christen – «auch und gerade die Bischöfe» – 1938 und in den Jahren des NS-Furors danach «nicht stärker der Macht des Hasses, der Unmenschlichkeit und der Diktatur entgegengetreten sind», heisst es in einer von Kathpress veröffentlichten Erklärung.

Die Kirche spielte nach dem Einmarsch deutscher Truppen am 12. März 1938 eine zentrale Rolle bei der Anerkennung der Nazis als neue Machthaber.

Österreich erinnert am Montag mit einem Staatsakt in der Wiener Hofburg an den Jahrestag des «Anschlusses». Auf Einladung von Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird der Künstler André Heller die Festrede halten. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wird sprechen.

Nach dem Einmarsch kam es unmittelbar zur Verfolgung von Juden und politischen Gegnern. Zehntausende Menschen wurden inhaftiert. Der erste Zug von Wien ins Konzentrationslager Dachau ging bereits am 1. April ab. Viele Österreicher beteiligten sich auch ohne Druck durch die Nazis an der Demütigung und Verfolgung der Juden gerade in Wien. Dennoch herrschte in der Nachkriegszeit lange die These, Österreich sei vor allem das erste «Opfer» Hilters gewesen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Sebastian Kurz