In unserer schnellen, digitalen Welt drohen geheimnisvolle Sagen und Mythen nach und nach in Vergessenheit zu geraten. Zwei Bündner wehren sich dagegen.
Alpensagen werden in Graubünden wieder zum Leben erweckt. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Andrin Schütz und Patrick Devonas wollen alte Sagen wieder zum Leben erwecken.
  • Mit Hunderten Geschichten und dazu passenden Bildern im Gepäck gehen sie auf Tournee.

«Spät am Abend hat eine Bauernfrau im Haus Brot gebacken. Sie wollte es gerade in den Ofen geben, da hörte sie vor dem Haus ein Gemurmel. Mitsamt dem Brot auf den Händen ging sie zur Tür. Dort sah sie eine ganze Gruppe schwarz gekleideter Leute vorbeiziehen – das Totenvolk ging am Haus vorbei…» Mit dieser Szene beginnt eine von Tausenden Alpensagen, welche Kunsthistoriker Andrin Schütz und Künstler Patrick Devonas in Graubünden gesammelt haben.

«Sagen sind wie ein Fenster zur Psyche der Menschen aus der Vergangenheit», sagt Patrick Devonas. Anhand der Geschichten würden wir verstehen, wie unsere Vorfahren gefühlt und was sie sich gewünscht oder vorgestellt haben: «Wir tun immer so, als hätten wir alles im Griff. Dabei haben wir gar nichts im Griff. Aber wir versuchen zu verstehen und suchen nach Erklärungen, das war früher nicht anders.» Und so seien eben Sagen entstanden.

Kunsthistoriker, Andrin Schütz und der Künstler Patrick Devonas im Interview mit Nau. - Nau

Mit zahlreichen Geschichten im Gepäck touren Patrick Devonas und Andrin Schütz diesen Winter durch den Kanton Graubünden. Sie wandern von einem Tal zum anderen und erzählen regional verwurzelte Sagen. Oft werden sie beim Erzählen von Einheimischen unterstützt.

Andrin Schütz erzählt Nau mehr über seine Lieblingssage. - Nau

Bündner Sagen in Bild und Wort

Von Ende Dezember bis im April erzählen Andrin Schütz und Patrick Devonas die gesammelten Alpensagen im Heimatmuseum «Nutli Hüschi» in Klosters GR. Ihre Zuhörer seien Einheimische. Oder Zweitwohnungs-Besitzer,  die sich heimisch fühlen möchten, sagen die beiden Geschichtenerzähler.  

Auf ihrer Tournee reisen sie nicht nur mit Geschichten, sondern auch mit dazugehörigen Rundbildern im Gepäck, auf denen Patrick Devonas die Mythen Graubündens zum Leben erweckt. Der Bündner ist einer von weltweit nur noch wenigen Künstlern, der die alten venezianischen, französischen und niederländischen Techniken der grossen Meister aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert beherrscht.

Hier sitzt ein Wildmannli auf dem Stamm einer Tanne. Die Gestalten sind in den Sagen oft die Beschützer der Natur.
Hier sitzt ein Wildmannli auf dem Stamm einer Tanne. Die Gestalten sind in den Sagen oft die Beschützer der Natur.
Die Sage «Jägerlatein» erzählt von einem tierischen Abenteuer auf der Jagd in den Bündner Bergen.
Die Sage «Jägerlatein» erzählt von einem tierischen Abenteuer auf der Jagd in den Bündner Bergen.
Auch der Teufelstein, ein grosser Felsbrocken in Klosters, hat seinen Namen einer Sage zu verdanken.
Auch der Teufelstein, ein grosser Felsbrocken in Klosters, hat seinen Namen einer Sage zu verdanken.
In den Alpensagen erscheint oft eine geheimnisvolle weisse Frau. Mit dem Einzug des Christentums wurde sie in den Erzählungen zur weissen Jungfrau.
In den Alpensagen erscheint oft eine geheimnisvolle weisse Frau. Mit dem Einzug des Christentums wurde sie in den Erzählungen zur weissen Jungfrau.
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