Facebook entwickelt eine Kryptowährung. Der Sitz des Vereins hinter Libra ist in Genf. Doch dort hat der Konzern nicht mal ein eigenes Büro.
Die wichtigsten Infos zu Facebooks Kryptowährung «Libra». - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Facebook entwickelt eine Kryptowährung mit dem Namen Libra.
  • Der Verein, der die Entwicklung koordiniert, hat seinen Sitz in Genf.

Als Facebook die Kryptowährung Libra präsentierte, verkündete man stolz: Der Verein Libra Association werde seinen Sitz in Genf haben. Die Rhonestadt spielt laut Angaben des Tech-Konzerns eine wichtige Rolle.

Dem ist die Westschweizer Zeitung «Le Temps» nachgegangen. Und zieht ein ernüchterndes Fazit: Der von Facebook ins Leben gerufene Verein belegt aktuell einen einzigen Platz in einem Co-Working-Zentrum.

Man sei auf der Suche nach einem eigenen Büro, erklärte das Unternehmen der Zeitung. Laut dem Bericht will Facebook den Standort offenbar vorerst nicht ausbauen. In Genf hat die Libra Association keine Jobs ausgeschrieben, dafür in Kalifornien, Seattle und Dublin.

US-Delegation will Situation prüfen

In der Schweizer Politik ist das Thema hingegen längst angekommen. Wie die «NZZ» berichtet, erwartet Bundesbern dieses Wochenende eine Delegation von sechs US-Parlamentariern unter der Führung von Demokratin Maxine Waters. Diese trifft eine Gruppe Schweizer Parlamentarier, Vertreter schweizerischer Regulierungsbehörden, den Datenschützer Adrian Lobsiger und Vertreter von Libra. Gemäss dem Bericht will sich die US-Delegation ein Bild davon machen, wie die Schweiz Libra handhaben will.

In den USA ist die Lage angespannt. Waters hat einen Gesetzesentwurf verfasst, der Tech-Firmen aus dem Finanzgeschäft verbannen will. Ob das durchkommt, ist ungewiss. Doch auch vonseiten der Regulatoren hagelt es Kritik.

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US-Notenbankchef Jerome Powell forderte einen vorläufigen Projektstopp. Er äusserte «ernsthafte» Bedenken bezüglich Konsumentenschutz, Schutz der Privatsphäre und der Stabilität des Finanzsystems.

Schweiz ist liberal

Dass Facebook Genf als Sitz für Libra gewählt hat, dürfte kein Zufall sein. Einerseits ist David Marcus, Kryptowährungs-Chef bei Facebook, in der Rhonestadt aufgewachsen. Zudem ist man hierzulande gegenüber dem Projekt weniger skeptisch. Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank bezeichnete das Whitepaper als «professionell».

Der Bundesrat sieht keinen Revisionsbedarf wegen Libra. Die Haltung gegenüber der Facebook-Währung ist eher positiv, wie eine Antwort auf eine Interpellation zeigt. «Die Sitzwahl der Libra-Verwaltungsorganisation in Genf ist grundsätzlich ein positives Zeichen für den Wirtschaftsstandort und den Finanzplatz Schweiz.» Man verfolge jedoch die Entwicklung aufmerksam.

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