Patrick Hässig: Schweizer Qualität hat ihren Preis – auch im Tunnel!
«Unsere Alpen gibt es aktuell zum Nulltarif», schreibt Nationalrat Patrick Hässig. Das Volk solle über eine Maut entscheiden.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Stau vor dem Gotthard ist noch immer der gleiche.
- Das müsse sich endlich ändern, das Volk solle entscheiden.
- Eine Kolumne von Nationalrat Patrick Hässig.
Ob Pfingsten 2025 oder Ostern im Jahr 2000 – die Bilder sind austauschbar. Was sich ändert, sind nur die Modelle der anstehenden Autos. Der Stau ist noch immer der gleiche.
Jahr für Jahr über Generationen: Immer wieder aufs neue Anstehen am Gotthard! Erst nach Süden und einige Tage später dann wieder gegen Norden.
Wer eine Autobahnvignette für 40 Franken löst, der fährt in der Schweiz ein ganzes Jahr lang unbegrenzt über und durch eine der teuersten Verkehrsinfrastrukturen in ganz Europa.
Unsere Alpen gibt’s aktuell zum Nulltarif.
Es ist an der Zeit, dass auch die Schweiz für den alpenquerenden Verkehr ihren Preis bekommt – eine variable Maut für die Nord-Süd-Achse.
Heute fahren wir quasi gratis durch Tunnels und über Brücken, davon können Automobilisten in anderen Ländern nur träumen.
Beispielsweise die am 1. Juli 2000 eröffnete Öresund-Brücke zwischen den nordischen Metropolen Kopenhagen und Malmö. Für ein Auto fallen dieses Jahr 61 Euro pro Überquerung an. Für ein Wohnmobil (6-10 Meter) kostet eine einzelne Überfahrt 120 Euro.
Auch weitere Brücken in Schweden sind mautpflichtig: Die Motala-, Sundsvall- und die Skurubrücke kosten extra. Zudem die variable Citymaut in Stockholm.

Die Maut wird nicht vor Ort fällig, die Erhebung erfolgt automatisch und die Beträge werden im Nachhinein in Rechnung gestellt. Die Gebühren fallen ganzjährig rund um die Uhr an.
Beim Passieren einer Kontrollstation wird das Fahrzeugkennzeichen fotografiert und der Fahrzeughalter ermittelt. Dieser erhält dann per Post eine Rechnung.
Wir müssen jedoch nicht in den hohen Norden ausweichen. Es reichen kurze Blicke über die Grenze.

Zum Beispiel nach Hochsavoyen in Frankreich, der Gegend rund um den Mont-Blanc. Dort verbindet der Mont-Blanc-Tunnel Frankreich mit Italien. Einmal durchfahren für ein Auto kostet 55 Euro.
Zudem ist die Nord-Süd-Verbindung in Österreich über den Brenner, die Brennerautobahn (A13) mautpflichtig. Für zwölf Euro pro Weg.
Vielen Skitouristen bekannt ist der Arlbergtunnel. Dort kostet es 11,50 Euro für eine einfache Durchfahrt mit dem Auto. Und das alles zusätzlich zu den Kosten für die Vignette zur Benützung von Schnellstrassen und Autobahnen in Österreich.
So kann es nicht weiter gehen
Nur in der Schweiz baumelt als Preisschild für die Benützung von ausserordentlichen Infrastrukturbauten der Verkehrswege ein übergrosses GRATIS.
So kann es nicht weiter gehen. Der Sparfuchs am Steuer weicht gerne in die Schweiz aus. Trotz Hochpreisland kommt die Durchquerung der Schweiz ins Ferienparadies günstiger. Abgesehen vielleicht vom Zeitbudget.
Denn: Ausgegeben wird in der kurzen Durchfahrt nichts, ausser den Abgasen.
Es braucht variable Maut
Eine Abgabe für den alpenquerenden Verkehr ist auch in der Schweiz längst überfällig. Egal, ob Gotthard, San Bernardino oder andere Routen – sie müssen dringend mit einer variablen Maut belegt werden.
Dies, um Verkehrsströme zu lenken oder die Refinanzierung der Bauwerke zu sichern. Die dazu benötigten Systeme sind erfunden. Jetzt ist es an uns, zur Einsicht zu kommen, dass auch das top moderne und ausgebaute Alpen-Nadelöhr Schweiz nicht länger für alle gratis zu durchfahren ist.
Nur eine Stimme (man könnte es auch Zufallsentscheid nennen) hat kürzlich im Nationalrat den Ausschlag gegeben, dass man auf eine Gotthard-Maut verzichten soll.
Sollte man das Volk befragen? Unbedingt.
Zur Person: Patrick Hässig (46) sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er ist Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) des Nationalrates. Er ist wohnhaft in der Stadt Zürich und arbeitet als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall. Für Nau.ch schreibt er regelmässig Kolumnen.