Stadt Zürich

Wie in der Business-Class: Start-up lanciert Luxus-Nachtbus

Keystone-SDA
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Zürich,

Das Zürcher Start-up Twiliner bringt einen klimafreundlichen Nachtbus auf die Strasse, der das Reisen so bequem machen soll wie ein Business-Class-Flug.

Koffer Reisende
Der Business Class nachempfunden sollen die Busse den gleichen Komfort bieten wie auf einem Flug. (Symbolbild) - keystone

Mit dem Bus über Nacht in europäische Städte reisen – aufrecht sitzend war das bisher meist wenig komfortabel. Das Zürcher Start-up Twiliner bringt nun einen Nachtbus auf die Strasse, der so bequem sein soll wie ein Business-Class-Flug – nur klimafreundlicher.

«Der Bus ist ein fantastisches Reisemittel, doch seit dem Aufkommen der Billigflieger ist er etwas ‹untergegangen›», sagt Mitgründer und Unternehmenschef Luca Bortolani am Dienstag bei der Lancierung. Nachdem ein Busunternehmen nach dem anderen Bankrott gegangen sei, habe Flixbus alles unter seine Fittiche genommen.

«Wichtig ist dort der tiefe Preis und darunter leidet die Qualität», sagt Bortolani. Diese Marktlücke wolle Twiliner schliessen.

Twiliner: Europas erster Nachtbus mit flachen Bettsitzen

Bei Twiliner lassen sich die Sitze per Knopfdruck in ein flaches Bett verwandeln – eine Neuheit in Europa. Sie wurden gemeinsam mit dem Flugzeugsitzhersteller Airline Services Interiors entwickelt.

Der Business Class nachempfunden sollen die Busse den gleichen Komfort bieten wie auf einem Flug. Ein eigenes integriertes Rückhaltesystem aus Zweipunktgurt und Beinsack sorgt zudem für die nötige Sicherheit. Die Busse werden vom luxemburgischen Busunternehmen Emile Weber und der belgischen Busfirma Stafcars zur Verfügung gestellt.

Pro Bus mitreisen können bloss 21 Passagiere. Damit haben sie mehr Platz zur Verfügung, als in anderen Reisebussen, in denen sich bis zu 80 Personen eng aneinanderreihen.

An Board gibt es kostenloses Wlan, im Unterdeck eine Snackbar, Toiletten sowie eine separate Umkleidekabine. Auf einen Boardservice oder Mahlzeiten wie im Flugzeug wird allerdings verzichtet.

Twiliner zielt auf Geschäftsreisende und Flugvermeider

Twiliner sieht darin ein neues Segment im Fernverkehr. «Flixbuskunden werden bei Flixbus bleiben», sagt Bortolani, «das ist nicht unsere Konkurrenz. Man wolle eher die Leute abholen, die weniger fliegen wollten, zum Beispiel Geschäftsreisende, oder Leute, die eine flexiblere Möglichkeit als den Zug suchten.

«Grosse Schweizer Firmen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, sowie Universitäten sind sehr interessiert. Das Fliegen für Geschäftsreisen macht 70 bis 80 Prozent ihres CO2-Ausstosses aus», sagt Bortolani. Ob sie das Angebot dann aber wirklich nutzten, werde sich zeigen, auch weil der Bus mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Flugzeug.

Im Vergleich zum Fliegen verursachen die Fahrten laut Twiliner bis zu 91 Prozent weniger CO2e-Emissionen. Gefahren werde mehrheitlich mit HVO-Diesel, das heisst, verarbeitetem Altöl aus Restaurantbetrieben wie McDonalds-Friteusenöl, sagt Bortolani. «Damit sind wir gleich nachhaltig wie ein Zug», sagt er, wobei der CO2-Ausstoss einer Fahrt pro Passagierkilometer verglichen wird.

Weil das Tanken in Amsterdam oder Barcelona noch nicht geklärt ist, fährt man mit einem Gemisch. «Mit normalem Diesel ist Twiliner aber immer noch so nachhaltig wie ein Nachtzug», sagt Bortolani.

Twiliner startet ab Dezember

Ab Dezember hat das Start-up drei Busse. Einer davon fährt von Zürich über Basel, Luxemburg, Brüssel, Rotterdam nach Amsterdam. Der zweite von Zürich über Bern, Girona nach Barcelona.

Barcelona sei bereits gut gebucht, vor allem von Passagieren, die über die Festtage nach Hause fahren, sagt Bortolani. Auch der dritte Bus, der von Firmen oder für private Anlässe gemietet werden kann, ist gefragt. «Vor allem von Firmen, aber auch ein Fussballteam hat schon angefragt oder ein Reisebüro für Veloreisen nach Girona», sagt Bortolani.

Ein Ticket kostet bei Twiliner zwischen 150 und 250 Franken für eine Fahrt, die Preise werden dynamisch gestaltet. «Wir versuchen so günstig wie möglich zu sein, aber wir haben gewisse Kosten. Im Moment können wir diese auch noch nicht ganz decken», sagt Bortolani.

Deshalb wolle man schnell wachsen. «Unser Ziel ist, dass bis Anfang 2027 noch fünf weitere Busse dazukommen», so Bortolani. Zudem wolle man innerhalb der nächsten drei Jahre das Streckennetz auf 30 Destinationen ausbauen.

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