Die Wirtschaftsleistung der USA ist im zweiten Quartal laut Zahlen um 23,5% Prozent stärker zurückgegangen als die schweizerische. Vergleichbar ist das nicht.
BIP
In den USA wird das BIP anders berechnet als in Europa oder China. - Ppixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • In den USA wird das BIP anders berechnet als in Europa oder China.
  • In Europa wird das Wachstum im Vergleich zum Vorquartal ausgewiesen.
  • Die USA rechnen hingegen die BIP-Veränderungen auf ein ganzes Jahr hoch.

Für die Schweiz weisen die Behörden fürs zweite Quartal einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 8,2 Prozent aus. Gleichentags meldet die Regierung in den USA ein Minus von 31,7 Prozent. Wurde die US-Wirtschaft also von der Coronakrise viel stärker in Mitleidenschaft gezogen als die helvetische?

Nein, denn die von einzelnen Ländern publizierten Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts (BIP) lassen sich nicht immer eins zu eins vergleichen. Denn in einigen Ländern wird das Wachstum im Vergleich zum Vorquartal ausgewiesen und saisonale Effekte werden hinausgerechnet. In Europa und auch in der Schweiz ist dies die gängige Methode.

Andere Länder wie etwa die USA rechnen dagegen die BIP-Veränderung eines Quartals auf ein ganzes Jahr hoch. Und in wieder anderen Ländern wird jeweils das BIP einer Periode demjenigen der gleichen Periode des Vorjahres entgegengestellt. So beispielsweise auch in China.

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Alle Methoden haben in der konjunkturellen Betrachtung gewisse Nachteile. Eine annualisierte Rate impliziert, dass die Wirtschaft auch in den kommenden drei Quartalen im gleichen Ausmass wächst oder schrumpft. Das mag in «normalen» Zeiten zwar mehr oder weniger der Fall sein bzw. einen sinnvollen Wert ergeben, nicht aber in den aktuellen, von der Corona-Pandemie geprägten Phase.

Ähnliche Entwicklungen trotz komplett verschiedenen Werten

So hat die US-Regierung am Donnerstag für das zweite Quartal einen Einbruch des Bruttoinlandproduktes von 31,7 Prozent vermeldet. In der europäischen Berechnungsart, das heisst im Vergleich zum Vorquartal, hätte das Minus allerdings «lediglich» 9,1 Prozent betragen.

Man könnte auch den vom Seco präsentierten Wert eines BIP-Rückgangs um 8,2 Prozent auf ein ganzes Jahr hochrechnen. So ergäbe sich für die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal ein Minus von 29 Prozent. Dies zeigt, die Entwicklung der beiden Volkswirtschaften von April bis Juni 2020 waren gar nicht so unterschiedlich.

Der Vergleich zum Vorjahresquartal hat den Nachteil, dass er nicht unbedingt Schlüsse auf die aktuelle Konjunkturentwicklung zulässt. Es kann nämlich sein, dass ein Abschwung oder Aufschwung bereits in einem der Quartale davor stattgefunden hat. So wird das BIP jeweils in China veröffentlicht.

Die ersten zwei Quartale 2020 im Vergleich

Im Vergleich zum Vorjahr vermeldete China ein Wachstum im ersten Quartal einen Einbruch des BIP um 6,8 Prozent. Für das zweite Quartal dann ein Wachstum von 3,2 Prozent. In China war die Pandemie bekanntlich früher ausgebrochen als in Europa, entsprechend mit einer schnelleren Erholung im zweiten Quartal.

Die starke Dynamik der Veränderung zeigt sich aber viel besser in den saisonbereinigten Vorquartalszahlen: diese zeigen für China im ersten Quartal einen Einbruch von 10,1 Prozent. Und im zweiten Quartal ein Plus von 11,7 Prozent.

Vorjahreszahlen haben dafür den Vorteil, dass sie keine – jeweils nicht ganz einfach zu berechnende Saisonbereinigung – erfordern.

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