Ein Samichlaus für zehn, ein Adventskalender für 23 Franken: Die Schoggi-Preise sind vor Weihnachten hoch. Die Konsumenten sind mitschuldig, findet ein Experte.
Weihnachten
Ein Schoggi-Samichlaus für fast zehn Franken? Findet eine Nau.ch-Leserin deutlich zu teuer. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor Weihnachten sind die Regale bei Migros, Coop und Co. voll mit Schoggi.
  • Die Süssigkeiten verkaufen sich gut – darum sind die Preise hoch.
  • Viele zahlen für die gleiche Schoggi gerne mehr, wenn sie schöner verpackt ist.
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Eine Nau.ch-Leserin staunt beim Geschenke-Kaufen in Bern nicht schlecht. Im Regal des Kaufhauses Loeb steht ein unscheinbarer Schoggi-Samichlaus – nicht ganz so unscheinbar: der stolze Preis von 9.90 Franken.

«Ich dachte zuerst, ich habe mich verlesen. Zehn Stutz für einen kleinen Schoggi-Samichlaus? Das ist ja unglaublich», entrüstet sie sich. Das Schokoladenfigürchen sei kleiner als ihre Faust – und ohne Füllung.

Genau genommen: Für 9.90 Franken bekommt man 50 Gramm Schoggi.

Bei Loeb erklärt man den hohen Preis mit Herkunft und Herstellung. Es handle sich um einen Bio-Chlaus einer Aargauer Firma, sagt Loeb-CEO Ronald Christen.

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Der weisse Samichlaus (Mitte) ist so teuer, weil er bio ist und in der Schweiz hergestellt wird, begründet Loeb. - zVg

«Es gibt sehr wenige Anbieter, die Weihnachtsartikel aus Bio-Schokolade aus der Schweiz herstellen. Aus diesem Grund ist der Einkaufspreis jeweils schon hoch», so seine Erklärung. «Wir schlagen dem Einkaufspreis unsere Marge dazu, was einen Verkaufspreis von 9.90 ergibt.»

Christen ist ehrlich: «Die Bio-Weihnachtsartikel verkaufen sich deutlich weniger gut als die übrigen Weihnachtsartikel.» Ob das am saftigen Preis liegt?

Zürcherin staunt über teure Adventskalender

Der Samichlaus ist nicht das einzige weihnachtliche Schokoladen-Produkt, das für Staunen sorgt. Eine Zürcher Leserin wundert sich über den Preis von Lindt-Adventskalendern: «Ich wollte meiner Nichte einen kaufen, aber als ich gesehen habe, wie teuer sie sind, habe ich mich umentschieden.»

Kostenpunkt: Je nach Laden bis zu 27,20 Franken für 265 Gramm Schokolade. Im Fall der Leserin kostete der Kalender rund 20 Franken. «Ich habe dann einen von einer günstigeren Marke für acht Franken gekauft.»

Ein vergleichsweise hoher Preis: Eine Tafel Milchschokolade à 100 Gramm kostet auf der offiziellen Lindt-Webseite 2,50 Franken, der 265-Gramm-Kalender 22,95 Franken.

Eine Sprecherin von Lindt und Sprüngli erklärt den Unterschied auf Anfrage so: «Die zwei Produkte lassen sich nicht vergleichen. Der Adventskalender beinhaltet verschiedene Praliné-Sorten.»

Der Inhalt habe also einen deutlich höheren Verkaufswert als eine Tafel Milchschokolade. «Hinzu kommen höhere Herstellungskosten für die Verpackung, das Design, und so weiter.»

Schweizer zahlen mehr für gleiches Produkt in schöner Verpackung

Klar ist: Schweizerinnen und Schweizer sind vor Weihnachten bereit, für Schoggi viel auszugeben. «Grundsätzlich ist die Weihnachtszeit für uns als Schokoladenhersteller eine wichtige Zeit», so Lindt und Sprüngli. Die Nachfrage steige jeweils üblicherweise in der gesamten Branche.

Und viele zahlen sogar gerne mehr für das gleiche Produkt, wenn es schön verpackt ist. Das beobachtet Christian Fichter, Konsumexperte von der Fachhochschule Kalaidos in Zürich. «Der subjektive Wert von hundert Gramm Schoggi ist höher, wenn sie als Samichlaus daherkommt und nicht als Tafel», erklärt er.

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Eine Tafel Lindt-Schokolade kostet auf der offiziellen Webseite 2,50 Franken für 100 Gramm.
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Ein Adventskalender mit 265 Gramm Schokolade dagegen kostet satte 22,95 Franken.
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Die beiden Produkte darf man laut Lindt und Sprüngli aber nicht vergleichen – im Adventskalender seien Pralinés, zudem sei die Verpackung teurer. (Symbolbild)

«Der Samichlaus erinnert uns im besten Fall an die schönen Gefühle, die das Fest der Liebe in uns auslöst. Die Tafel Schokolade erinnert uns hingegen daran, dass wir doch eigentlich abnehmen und auf Zucker verzichten wollten.» Da sei es logisch, dass die Leute unterschiedlich viel zahlen wollen.

Schoggi ist vor Weihnachten häufig teurer

Verlangen die Läden vor Weihnachten denn auch tatsächlich mehr für dieselbe Schoggi? «Objektive Zahlen liegen mir nicht vor», sagt Fichter. «Doch es ist nicht ungewöhnlich, dass Händler und Hersteller saisonale Produkte – wie Weihnachtsschokolade – zu höheren Preisen anbieten.»

Die Gründe: Einerseits geben Schoggi-Unternehmen vor Weihnachten tatsächlich mehr aus für Gestaltung und Verpackung. «Aber die hohen Preise lassen sich nur zum Teil darauf zurückführen», so Fichter.

Geben Sie in der Weihnachtszeit mehr Geld für Schoggi aus?

«Der Hauptfaktor ist die emotionale Verbindung, die wir mit Weihnachten haben. Diese Emotionen lassen uns tiefer in die Tasche greifen.» Wir sind also mitschuldig für die saftigen Preise: «Die Menschen sind bereit, für das besondere Etwas mehr zu zahlen, und die Hersteller wissen das natürlich.»

Von Abzocke will Fichter deshalb nicht sprechen. Aber: «Es ist sicherlich ein geschicktes Spiel mit Angebot, Nachfrage und unserer Vorliebe für das Aussergewöhnliche.»

*Name geändert

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