Wars das mit der Polit-Karriere von Sanija Ameti?
Das Wichtigste in Kürze
- Partei weg, Job weg, Polizeischutz: Die Konsequenzen für Sanija Ameti sind massiv.
- Was bedeutet der Fall für die Karriere der GLP-Frau? Experten sind sich uneinig.
- Folgen dürfte als nächstes der «freiwillige» Rücktritt von Ameti aus der GLP.
Am Montag ging es im «Fall Sanija Ameti» Schlag auf Schlag. Nach den Schüssen auf das Bild von Maria und Jesus trat die Zürcherin erst aus der Leitung der Kantonalpartei aus. Wenig später eröffnete die GLP Schweiz ein Ausschlussverfahren.
Am Abend wurde bekannt, dass Ameti ihren Job als Kommunikationsspezialistin bei der PR-Agentur Farmer verliert. Aktuell steht sie unter Polizeischutz. Partei weg, Job weg, Strafanzeigen und Polizeischutz – (zu) harte Konsequenzen für das Geschehene?
«Die Reaktionen entsprechen dem Zeitgeist», analysiert Reputationsmanager Bernhard Bauhofer für Nau.ch. «Alles Religiöse ist wahnsinnig aufgeladen. Eine intelligente Person müsste sich der Konsequenzen eigentlich im Klaren sein.»
Job weg, Shitstorm: Wie beurteilst du die Reaktionen im «Fall Ameti»?
Mark Balsiger, Polit-Analyst und Buchautor, findet die Reaktionen dagegen massiv übertrieben: «Was da passiert, ist eine Hexenjagd. Dass Sanija Ameti Drohungen erhält und sie von der Polizei geschützt werden muss, ist jenseits. Mit Verlaub, aber das passt nicht zur Kultur unseres Landes.»
Was bleibt an Ameti haften?
Bauhofer glaubt nicht, dass Ameti aus Versehen zu einem Bild von Maria und Jesus griff. Das hatte die Zürcherin in ihrer Entschuldigung behauptet. «Das war ein durchgeplanter und bewusst gemachter PR-Stunt», sagt Bauhofer.
Ein Stunt, der Ametis politische Karriere beendet? «Ihre politischen Aussichten beurteile ich als sehr problematisch. Welche Partei will sie denn noch aufnehmen? Über einen Fall in diesem Ausmass wird auch in 2-3 Jahren nicht Gras gewachsen sein», glaubt Bauhofer.
Nun folgt wohl der Rücktritt
Balsiger hingegen denkt nicht, dass die Türen für Ameti für immer geschlossen sein werden. Er erinnert an das Beispiel des Aargauers Jonas Fricker. «Fricker machte 2017 während einer Debatte im Nationalrat einen unglücklichen Vergleich zwischen Tiertransporten und dem Holocaust», erinnert sich Balsiger.
Wenige Tage später habe Fricker seinen Rücktritt bekanntgegeben, in der Parteispitze keine Unterstützung mehr gehabt. «Inzwischen ist Fricker wieder rehabilitiert und seit 2020 Mitglied des Aargauer Kantonsparlaments – weiterhin bei den Grünen», weiss Balsiger.
Vorerst aber dürfte Ameti aus freien Stücken aus der GLP austreten. «Parteien wollen solche Fälle möglichst schnell vom Tisch haben», weiss Balsiger. Ein Ausschlussverfahren seitens der Partei würde wohl länger dauern als ein «freiwilliger» Rücktritt von Ameti.