Tamedia sei bei der Einstellung der gedruckten Ausgabe von «Le Matin» dem Personal sehr gleichgültig und respektlos gewesen.
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Der Staatsrat kritisiert Tamedia scharf. Tamedia sei mit gleichgültigen und respektlosen Haltung gegenüber dem Personal von Le Matin aufgetreten. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Waadtländer Staatsrat wirft Tamedia vor, respektlos und gleichgültig gewesen zu sein.
  • Tamedia hatte die gedruckte Ausgabe von «Le Matin» im Sommer eingestellt.

Der Waadtländer Staatsrat hat die Geringschätzung durch den Zürcher Medienkonzern Tamedia bei der Einstellung der gedruckten Ausgabe von «Le Matin» verurteilt. Mit einer solch gleichgültigen und respektlosen Haltung gegenüber dem Personal sei er noch nie konfrontiert gewesen.

Der Waadtländer Staatsrat nahm heute Dienstag im Grossen Rat auf eine Frage der SP-Parlamentarierin Jessica Jaccoud ausführlich Stellung. Er erinnerte daran, dass er auf dem Höhepunkt der Krise im vergangenen Juli in Absprache mit dem Genfer Staatsrat seine guten Dienste angeboten habe, um als Mediator zu fungieren. Auf Anfrage eines Vertreters der Tamedia-Direktion hätten mehrere Zusammenkünfte mit einer Regierungsdelegation stattgefunden.

Sozialplan bis heute nicht unterschrieben

Am 19. Juli habe Tamedia jedoch diese Mediation abgebrochen, um Verhandlungen über einen Sozialplan Priorität einzuräumen. Und dieser Sozialplan sei auch jetzt im Dezember immer noch nicht unterschrieben, hielt der Waadtländer Staatsrat fest.

Der Staatsrat sei noch nie mit einer solchen Haltung konfrontiert worden, sagte Staatsratspräsidentin Nuria Gorrite. Während der Diskussionen habe der Medienkonzern sämtliche Vorschläge zurückgewiesen und sei von seinem ursprünglichen Plan abgerückt. Er habe schliesslich einseitig und abrupt die Mediation gestutzt.

Kein Respekt spürbar

Staatsrat Philippe Leuba erinnerte daran, dass der Staatsrat sich wiederholt für die Sozialpartnerschaft eingesetzt habe, so etwa auch im Fall der Novartis-Angestellten in Prangins VD. Aber noch nie habe er einer solchen Verachtung gegenüber dem sozialen Dialog gegenüberstehen müssen.

Es gebe zwar wirtschaftliche Notwendigkeiten, das sei eine Realität. Aber es brauche auch einen gegenseitigen Respekt. Und davon sei nichts zu spüren gewesen. Unter diesen Umständen erübrige sich jede weitere Diskussion mit Tamedia, sagte Gorrite.

Die gedruckte Ausgabe der Tageszeitung «Le Matin» war am 21. Juli eingestellt worden. 41 Angestellte waren davon betroffen. Sie hatten einen dreitägigen Streik durchgeführt. Als Tamedia einer Mediation unter der Leitung des Staatsrats zustimmte, unterbrach das betroffene Personal den Streik. Zwei Wochen und vier Sitzungen später wurde die Mediation abgebrochen.

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