Eine gut verdienende Familie findet keine 6-Zimmerwohnung in der Stadt Zürich. Das löst im Netz heftige Diskussionen und Kritik aus. Der Vater erklärt sich.
zürich
Menschen stehen in Zürich für eine Wohnungsbesichtigung an. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/WALTER BIERI

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Zürcher Familienvater löst mit seiner Wohnungssuche Diskussionen aus.
  • Ein Markt für gutverdienende Familien sei in der Stadt komplett inexistent.
  • Der Vater wird daraufhin im Netz mit Kritik eingedeckt.
  • Gegenüber Nau.ch erklärt der Vater, dass er auf ein Problem aufmerksam machen will.
Ad

Wer derzeit auf Wohnungssuche ist, braucht Geduld. Denn in der Schweiz herrscht nach wie vor Wohnungsmangel, der steigende Kosten zur Folge hat. So auch in Zürich, wo die aktuelle Leerwohnungsziffer bei 0,07 (!) Prozent liegt.

Die Auswirkungen bekommt nun auch ein Familienvater aus der Limmat-Stadt zu spüren: Für seine Frau und drei Kinder ist er auf der Suche nach einer 6-Zimmer-Wohnung. Die Wohnung sollte über eine Fläche von 120 Quadratmetern verfügen und sich irgendwo in der Stadt Zürich befinden.

Gefunden habe er auf dem ganzen Stadtgebiet genau vier Wohnungen, die diese Kriterien erfüllen, schreibt der Familienvater auf Twitter. Die Preise reichen von 8'150 Franken bis 11'500 Franken pro Monat. «Die günstigste ist circa doppelt so teuer wie unsere Schmerzgrenze», so G. Wendolan dazu.

tiwtter
Die Situation der Familie stösst nicht nur auf Verständnis.
twitter
Auch @werner_suter sieht keine Probleme auf dem Zürcher Wohnungsmarkt.
twitter
Der Familienvater erhält aber auch viel Unterstützung.
tweet
Auch Leidensgenossen melden sich zu Wort.
wohnung
Schlange vor einer Familien-Wohnungsbesichtigung in Zürich. (Archivbild)
wohnungen zürich
Eine Frau besichtigt eine Wohnung in der Stadt Zürich.

Der Tweet sorgt für heftige Diskussionen: «Du willst im Zentrum von Zürich mit drei Kindern leben, das ist der Preis für eine Luxuswohnung. Ich bin nicht einmal Schweizer und ich weiss das», schreibt jemand.

Er solle doch einfach nach einer Genossenschaft suchen, die ihn aufnehme.

Zürcher Wohnungsmarkt für Familien inexistent

Der dreifache Vater wehrt sich vehement gegen die Kritik, die ihm online entgegenschlägt. Er und seine Frau würden mit kombiniert rund 225'000 CHF im Jahr genug verdienen, um nicht eine Genossenschaftswohnung zu beanspruchen.

«Wir brauchen auch keine günstige Wohnung, da sollen andere profitieren», sagt er. Das Problem sei, dass es für Familien zwischen Genossenschaftswohnungen und Luxusobjekten kein Dazwischen gibt.

«Der Markt ist nicht nur ausgetrocknet oder versagt; er ist inexistent, auch für Gutverdiener», sagt G. Wendolan gegenüber Nau.ch.

«Wir würden und könnten zwar für etwas mehr Platz gerne 2 bis 2,5-mal so viel Miete zahlen wie heute in unserer 5,5-Zimmer-Genossenschaftswohnung. Aber halt nicht 5 bis 10-mal so viel.»

Es gibt 3664 Sechs-Zimmer Wohnungen in Zürich – aber keine für Familien

6-Zimmerwohnungen hätte es in Zürich eigentlich viele, schreibt die Stadt auf Anfrage. 3664 Stück waren es im vergangenen Jahr. Mit 995 Stück gibt es im gehobenen Kreis 7 deutlich am meisten.

Der Mieterverband Zürich bestätigt aber das Problem, das der Familien-Vater anspricht, auf Nau.ch-Anfrage: Etwas zwischen gemeinnützigen Wohnbauträgerschaften und sehr teuren Familien-Wohnungen existiere kaum in der Stadt.

«Die Preise der Angebotsmieten sind aktuell astronomisch hoch, das hat sich verschärft. Der obige Fall zeigt, dass dieses Problem nicht mehr nur diejenigen Mietenden mit dem kleinen Portemonnaie betrifft, sondern auch die obere Mittelschicht.»

Sind Sie Mieter?

Ein zentraler Grund sei, dass mit der grösseren Fläche von Wohnungen mit sechs und mehr Zimmern nicht gleich viel Rendite pro Quadratmeter erzielt werden kann wie bei kleineren Wohnungen. Entsprechend weniger attraktiv sei der Bau von solchen Wohnungen für private und institutionelle Bauträgerschaften.

«Solange der Markt frei spielt, wird sich daran nichts ändern», warnt der Verband. Er fordert endlich «wirksame Massnahmen, um die horrenden Angebotsmieten in den Griff zu bekommen». So wären auch grosse Familienwohnungen wieder zahlbar.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

TwitterVaterFranken