Eine junge Zürcherin sucht seit Monaten nach einer Lehrstelle als Kauffrau oder Mediamatikerin – erfolglos. Jetzt hat ihr Vater genug.
Lehrstelle
Die 15-jährige Zürcherin Lea D.* findet keine Lehrstelle. - Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zürcherin Lea D.* (15) sucht seit acht Monaten eine Lehrstelle.
  • Eigentlich wollte sie eine Ausbildung als Kauffrau oder Mediamatikerin absolvieren.
  • Doch nach rund 50 Bewerbungen geben sie und ihr Papa die Suche auf.
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Sie hat die Sek A abgeschlossen, sei «hochmotiviert» und «hilfsbereit». Trotzdem findet die 15-jährige Lea D.* keine Lehrstelle. Auf Facebook lässt ihr Vater Mike* seinen Frust raus.

Er schreibt: «Wir geben nach acht Monaten und über 50 Bewerbungen auf, zu hoffen, für meine 15-jährige Tochter eine KV- oder Mediamatik-Lehrstelle per Sommer 2023 zu finden.»

Bitter fügt er hinzu: «Ich gebe es auf, meiner Tochter weis zu machen, dass man mit Fleiss und Geduld immer zum Ziel kommt.»

«Geben Glauben an Berufsbildungssystem auf»

Zürcher Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) hätten die «einfachsten Ausreden bereit», warum sie keine Lehrlinge ausbilden können: Zu klein, zu jung, zu «busy». Gleichzeitig würden sie aber den Fachkräftemangel beklagen.

Fachkräftemangel, aber trotz 50 Bewerbungen keine Lehrstelle – wie kann das sein? Nau.ch hat beim kaufmännischen Verband nachgefragt. Dort zeigt man sich ratlos.

Haben Sie eine Lehre abgeschlossen?

Sprecherin Claudia Agnolazza sagt: «Die Ursache für diese erfolglose Suche können wir aus der Ferne und ohne Kenntnis zum konkreten Fall nicht beurteilen.»

Erfahrungsgemäss blieben aber relativ wenige KV-Lehrstellen unbesetzt, so Agnolazza. «Wir gehen davon aus, dass es aktuell im kaufmännischen Bereich weder einen Mangel an Lernenden noch an Lehrstellen gibt.»

Kauffrau
Lea D. sucht eine Lehrstelle als Kauffrau oder Mediamatikerin. (Symbolbild)
Stelle
Schon seit acht Monaten schreibt sie Bewerbungen. (Symbolbild)
Stelle
Bislang hat die 15-Jährige aber noch nichts gefunden. (Symbolbild)
Lehrstelle
Nach rund 50 erfolglosen Bewerbungen hat ihr Vater seinen Frust auf Facebook und LinkedIn öffentlich gemacht.
Post
Daraufhin hat sich ein Ausbildner der Post gemeldet – Lea solle sich doch bei ihr bewerben.

Ein schwacher Trost für Mike D.: Er sei «zutiefst betroffen», dass seine Tochter beim ersten Kontakt mit der Berufswelt «Ablehnung, Frust und Enttäuschung» erfährt.

Post reagiert auf Facebook-Post

Vielleicht öffnet der Facebook-Post ihres Vaters der 15-Jährigen aber doch noch eine Tür. Denn in den Kommentaren hat sich ein Ausbildner der Post gemeldet.

David Lei macht mit einem Link darauf aufmerksam, dass die Post weitere KV-Lehrstellen im Raum Zürich ausschreibt. «Wir freuen uns auf deine Bewerbung», schreibt er.

Zu Nau.ch sagt Lei: «Ich bin auch im privaten Umfeld bekannt dafür, mein gelbes Blut nach Aussen zu tragen.» Das bedeute für ihn auch: «Tu Gutes und sprich darüber».

David Lei
David Lei ist Ausbildner bei der Post. Er hat eine Vermutung, warum sich einige bei der KV-Lehrstellensuche schwer tun: ««Wir stellen fest, dass im Raum Zürich deutlich mehr Bewerbungen auf eine KV-Stelle eintreffen, als in anderen Gebieten.» - zVg/Die Post

Er wollte «der jungen Frau Mut machen und ihr den Tipp geben, es bei der Post mal zu versuchen.» Die Post erreiche ohnehin viele Lernende über Social Media.

Der Post-Ausbildner hat auch eine Vermutung, warum sich D. bei der KV-Lehrstellensuche schwertun könnte: «Wir stellen fest, dass im Raum Zürich deutlich mehr Bewerbungen auf eine KV-Stelle eintreffen, als in anderen Gebieten. Das heisst aber nicht, dass man aufgeben sollte. Genau das wollte ich der jungen Frau mitgeben!»

*Namen geändert

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