Die Ammoniak-Emissionen sind in der Schweiz schon lange zu hoch. Getan hat sich nicht wirklich etwas. Jetzt schlagen Umweltverbände Alarm.
«Arena»
Am 25. September 2022 stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Massentierhaltungsinitiative ab. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ammoniak-Emissionen in der Schweiz zu hoch.
  • Trotz teuren Massnahmen hat erreicht kein Kanton auch nur annähernd seine Ziele.
  • Umweltverbände schlagen Alarm. Dieser Zustand sei für die Umwelt nicht tragbar.

Um die Ammoniak-Emissionen wirksam zu senken und Stickstoffverluste zu vermeiden, fordern vier Umweltverbände die Unterstützung von Bauernbetrieben, die ihre Viehdichte reduzieren und vermehrt auf die Produktion pflanzenbasierter Kalorien setzen. Ein eigener Unterstützungsfonds sollte dafür geschaffen werden.

Laut einer Studie im Auftrag von Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU), BirdLife, Pro Natura und WWF verharren die Ammoniak-Emissionen in der Schweiz auf einer Höhe, die für die Umwelt untragbar ist.

Die am Dienstag veröffentlichte Studie untersuchte die Ammoniak-Situation in neun Kantonen (ZH, LU, BE, ZG, FR, TG, SG, AR, AI), in denen die Tierproduktion besonders intensiv ist.

schweine
Schweine in einem Stall. - AFP/Archiv

Ziele werden weit verfehlt

Obwohl das Problem in den meisten untersuchten Kantonen erkannt und teilweise teure Massnahmenpläne erarbeitet wurden, werden die kantonalen und nationalen Reduktionsziele laut Studie in keinem der untersuchten Kantone auch nur annähernd erreicht. Um die Ammoniak-Emissionen wirksam zu verringern, müssten die Kantone ihre Rolle als Vollzugsorgane konsequenter wahrnehmen.

Der Bericht zeige, dass fast alle Kantone in der Ammoniak-Reduktion kaum Fortschritte machten. Obwohl es vom Bund teuer bezahlte Ressourcenprogramme gebe. Bund und Kantone sollten das Problem an der Wurzel packen und Betriebe unterstützen, die von Viehhaltung auf Pflanzenproduktion umstellen wollen», wird Kurt Eichenberger, Projektleiter interkantonaler Ammoniak-Vergleich vom WWF Schweiz, in einer Mitteilung zur Studie zitiert.

Ressourceneffiziente Landwirtschaft gefordert

Die Verbände fordern, dass der Bund einen Unterstützungsfonds für Landwirtschaftsbetriebe schafft, die aus der Tierhaltung aussteigen oder ihre Viehdichte reduzieren und vermehrt auf die Produktion pflanzenbasierter Kalorien für die menschliche Ernährung setzen.

Die Organisationen begrüssen in der Mitteilung, dass der Bundesrat die Dringlichkeit erkannt und im April ernsthafte Reduktionsziele bei den Dünger-Überschüssen festgelegt hat. Diese müssten nun aber in den Kantonen mit griffigen Massnahmen umgesetzt werden.

pesitzid
Ein Traktor mit einer Spritzmaschine. - dpa

Die Ziele seien zu erreichen, wenn auf eine standortangepasste und ressourceneffiziente Landwirtschaft gesetzt werde, wie sie in der Bundesverfassung eigentlich schon seit Herbst 2017 verlangt werde. Voraussetzung dafür sei, dass die Agrarpolitik kohärent ausgestaltet werde, heisst es weiter.

Keine Subventionen für Fleisch, Milchprodukte und Eier

Zudem müssten staatliche Subventionen abgeschafft oder umgestaltet werden, die direkt oder indirekt Stickstoff-Überschüsse fördern. So müsse beispielsweise die Absatzförderung für Fleisch, Milchprodukte und Eier abgeschafft werden.

Denn diese Fehlanreize wirkten sich Ammoniak-fördernd aus. Es erstaune deshalb wenig, dass es bei der Reduktion seit Jahren keine nennenswerten Fortschritte mehr gebe.

Allerdings handle es sich bei dieser Aufgabe um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht alleine der Landwirtschaft angelastet werden darf, betonen die Umweltverbände. Es brauche also Massnahmen, die auch beim Handel und beim Konsum ansetzten.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

SubventionenBundesratHandelHerbstUmweltStudieWWF