Viele Menschen flüchten vor dem Ukraine-Krieg in die Schweiz. Die Wohnungen werden knapp. Baufällige Unterkünfte mit Schimmel kommen zum Einsatz.
ukraine-krieg
In diesem Haus in Hägglingen AG leben zehn ukrainische Flüchtlinge. - Screenshot SRF Rundschau
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Oleksii Shevchenko flüchtete vor dem Krieg in der Ukraine in die Schweiz.
  • Jetzt lebt er mit neun weiteren Personen in einem Haus in Hägglingen AG.
  • Die Zustände dort beschreibt er als schlechter als in einer Asylunterkunft.

Viele Schweizer Gemeinden stehen aktuell vor der Herausforderung, vor dem Ukraine-Krieg Geflüchtete unterzubringen. Es herrscht grosse Wohnungsknappheit, die Kantone sind am Anschlag.

Man nimmt, was man bekommt. Das zeigen Aufnahmen der «SRF Rundschau».

Viele temporäre Zwischenwohnungen sind stark sanierungsbedürftig. Eine davon steht etwa in Hägglingen AG. Hier wohnen zehn Flüchtlinge inmitten von Schimmel und verdreckter Einrichtung.

Ukrainer: «So kann ich nicht leben»

Einer davon ist Oleksii Shevchenko. Er sagt: «Es ist sehr unangenehm, hier drin zu leben.» In der schmutzigen Badewanne könne er nicht baden. Ausserdem rieche es im Haus nicht gut.

Der Ukrainer hält fest: «Ich bin der Schweiz sehr dankbar, aber so kann ich nicht leben.»

Oleksii stellt klar, dass er nicht nach Luxus frage. Aber: «In einem Asylzentrum wären die Bedingungen besser als hier.» Es sei besser, im Auto zu übernachten als in diesem Haus.

hägglingen ag
An der Decke der Flüchtlingsunterkunft in Hägglingen AG hat sich Schimmel gebildet.
hägglingen ag
Eine Lüftungsanlage ist verdreckt.
hägglingen ag
Das Badezimmer ist in schlechtem Zustand.
zürich
In einer Zürcher Unterkunft sieht es nicht besser aus: Hier wimmelt es im Lavabo von Würmern.

Heruntergekommene Flüchtlingshäuser gibt es aber auch in anderen Kantonen. Bilder zeigen eine Wohnung in Zürich. Hier ist das WC kaputt und verdreckt, im verstopften Waschbecken tummeln sich Würmer. 16 Ukrainer wohnen hier.

Franz Schaad, Gemeindeammann von Hägglingen, nimmt in der Sendung Stellung zu der Liegenschaft in seiner Gemeinde. Dabei räumt er ein, es sei «sicher nicht der Standard, den wir von der Schweiz aus anschauen».

Aber: «Es ist mehrheitlich funktionstüchtig und es ist eine Notunterkunft.» Einige Sachen müsse man allerdings noch genauer anschauen – wie etwa den Schimmel.

Vor Ukraine-Krieg: Syrer «waren damit zufrieden»

Zudem erklärt der Gemeindeammann, bis jetzt habe man keine Probleme mit der Unterkunft gehabt. «Bis jetzt hatten wir lange Syrer dort drinnen. Für sie hat wahrscheinlich der Standard gereicht. Die haben sich damit arrangiert und waren damit zufrieden.»

Jetzt habe die Gemeinde plötzlich Ukrainer bekommen. «Und diese haben aus ihrer Opferrolle heraus sehr viel Solidarität gespürt. Man hat sie zum Teil in private Wohnungen aufgenommen», so Schaad. «Das hat mit den Syrern, Afghanen und Nordafrikanern niemand gemacht.»

Haben Sie ukrainische Flüchtlinge bei sich aufgenommen?

Für Flüchtende aus dem Ukraine-Krieg, die uns als Europäer «nah» seien, habe man «plötzlich quasi eine Zweiklassengesellschaft geschaffen».

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AnschlagSRFUkraine KriegKrieg