Ukraine-Geflüchtete und Asylsuchende bald gemeinsam untergebracht?
Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg werden von Asylsuchenden getrennt untergebracht. Dies könnte sich bald ändern und grosses Konfliktpotential mit sich bringen.

Das Wichtigste in Kürze
- Noch werden Asylsuchende und Ukraine-Geflüchtete separat untergebracht.
- Dies wird mit den unterschiedlichen Rechten von Personen mit Status S und F erklärt.
- Doch wegen der angespannten Lage könnten die Gruppen bald gemischt werden müssen.
Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg erhalten in der Schweiz den Schutzstatus S und damit deutlich mehr Rechte als Asylsuchende. So dürfen sie etwa einer Arbeit nachgehen, Sozialhilfe beziehen und im Schengenraum reisen. Deshalb werden Ukraine-Flüchtlinge und Asylsuchende oftmals getrennt untergebracht – doch das könnte bald enden.
Es könne schwierig sein, Personen mit unterschiedlichen Rechten und Fluchtgeschichten am selben Ort unterzubringen. Dies sagt Gundekar Giebel von der Sozialdirektion des Kantons Bern gegenüber der «Aargauer Zeitung». Zudem wolle man nicht, dass Menschen während des Asylverfahrens unnötig oft die Unterkunft wechseln müssten.

Auch im Kanton Luzern sind Personen mit Status S und Status F getrennt untergebracht. Die unterschiedliche Behandlung von Personen innerhalb einer Struktur berge «grosses Konfliktpotential», schreibt die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen. Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK), sieht einen weiteren Grund für mögliche «herausfordernden Situationen»: Die Geflüchteten aus dem Ukraine-Krieg seien meist Frauen mit Kindern, Personen aus dem ordentlichen Asylverfahren mehrheitlich junge Männer.
Schutz- und Asylsuchende werden auf Initiative der Kantone separat untergebracht, das Staatssekretariat für Migration hat keine Empfehlung dazu. Der Kanton Aargau sagt nun, dass die getrennte Unterbringung «nicht zu jeder Zeit und in jedem Fall durchgängig gewährleistet» sei. Wegen der angespannten Lage im Asylwesen geht es auch anderen Kantonen so. Die separate Unterbringung stösst an ihre Grenzen.
Sollte sich die Lage weiter verschärfen, sei man froh, überhaupt Plätze für Schutz und Asylsuchende zu finden. Dies sagt Gundekar Giebel aus dem Kanton Bern. Im Kanton Luzern könne eine Änderung der aktuellen Handhabung nicht ausgeschlossen werden. Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg und Asylsuchende könnten also bald schon gemeinsam untergebracht werden.
SODK-Generalsekretärin Gaby Szöllösy sieht neben der Unterbringung ein weiteres Problem: «Es fehlt an Arbeitskräften, um die ankommenden Menschen zu betreuen.» Es sei «ein echtes Problem», dass sich Woche für Woche verschärfe.