Das Corona-Beben hat die Welt der Uhren im Frühjahr erschüttert. Auf dem langen Weg zurück zu früheren Erfolgen strebt die Branche nach Veränderungen.
Richemont
Uhrenhersteller wie Richemont wollen vermehrt auf den Online-Handel setzen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Pandemie machte sich auch bei den Uhrenherstellern bemerkbar.
  • Mit Innovationen und Onlinehandel soll der Erfolg zurückkehren.
  • Trotzdem sei man weiterhin abhängig vom Tourismus.

Die Luxusgüterhersteller und -verkäufer bekamen die Coronakrise früh im Jahr zu spüren: Der Ausbruch der Pandemie und die verhängten Massnahmen in China versetzten der Branche Ende Januar den ersten Schlag.

Ab März folgten die Lockdowns im Rest der Welt, die das Geschäft beinahe zum Stillstand brachten. Die Krise traf auch die Hersteller von Schweizer Uhren hart. Das zeigen die Statistiken der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) eindrücklich.

uhrenindustrie
Die Uhrenexporte brachen im April um 80 Prozent ein. Das Gesamtvolumen wird um einen Viertel schrumpfen. - Keystone

Am Tiefpunkt im April brachen die Uhrenexporte um 80 Prozent ein, im Mai um 70 Prozent. Nach acht Monaten verbleibt ein 30-prozentiger Rücksetzer. Experten gehen fürs Gesamtjahr davon aus, dass die Volumen um einen Viertel schrumpfen werden.

Verbesserungen im Onlinehandel

Die Krise hat aber auch gute Seiten, ist Jon Cox, Luxusgüterexperte bei der Bank Kepler Cheuvreux, überzeugt. Die Branche treibe Verbesserungen voran, wovon sie profitieren werde. Die Uhrenmarken förderten etwa den Onlinehandel und den Auftritt in den sozialen Medien.

Dabei stehe die Exklusivität der Produkte im Vordergrund, schreibt Cox in seiner Studie weiter. Die Hersteller kämpften dagegen an, dass Uhren in den Lagern der Händler liegen bleiben. Später würden diese zu günstigeren Preisen auf Internetseiten feilgeboten. Um dies zu verhindern, drosseln sie, wenn nötig die Produktion von Modellen oder kaufen überschüssige Ware zurück.

Im Zuge der Pandemie hat in erster Linie der Onlinehandel an Bedeutung gewonnen. Experten schätzen, dass während der Lockdown-Monate gemessen am Umsatz rund ein Zehntel der Luxusuhren übers Netz verkauft wurde. Davor machte der E-Commerce einen verschwindend kleinen Anteil an den Verkäufen aus.

Richemont sorgt mit Kooperation mit Alibaba für Aufsehen

Im Netz hat sich die Richemont-Gruppe mit grossen Investitionen einen Vorsprung verschafft. Die Swatch-Gruppe die Online-Präsenz für Marken wie Omega, Tissot oder Longines noch stark ausbauen will.

Im Fokus steht bei Richemont der italienisch-britische Onlinehändler Yoox-Net-A-Porter, den der Konzern vor gut fünf Jahren aufgebaut hat. Über diesen Kanal können eigene Marken wie Cartier oder IWC sowie «konzernfremde» Hersteller ihre Produkte verkaufen.

Alibaba
Richemont will gemeinsam mit Alibaba mehr junge Kunden ansprechen. - dpa-infocom GmbH

Zudem sorgt die Kooperation von Richemont mit dem Onlineriesen Alibaba für Aufsehen. Damit wollen die Genfer in China das Geschäft mit jungen, internetaffinen Kunden ankurbeln. Branchenweit versuchen Anbieter auch, mit tieferen Preisen für Einsteigermodelle ein jüngeres Publikum anzusprechen.

40 Prozent der Luxusgüterkäufe von Touristen

Das in den Shops wegbrechende Geschäft können die Onlineverkäufe jedoch bei weitem nicht auffangen. Vielmehr würden die Weichen am Reisemarkt gestellt, ist Luca Solca von der Bank Bernstein überzeugt. Entscheidend für die Branche sei daher, wie rasch der globale Tourismus wieder in Gang komme.

Reisen Schweiz
Nach zwei Jahren Corona-Pause ist der Reise-Nachhohlbedarf auch bei Amerikanern riesig. - Keystone

Schliesslich seien vor der Krise rund 40 Prozent der weltweiten Luxusgüterkäufe von Touristen getätigt worden, rechnet Solca vor. Besonders gerne kaufen asiatische Touristen Schmuck, Uhren oder Designermode auf ihren Trips durch Europa ein.

Das Reisegeschäft habe über Jahre einen Boom erlebt und dieser sei durch Corona jäh gestoppt worden, so Solca. Nun brauche es wohl wirksame Corona-Therapien, Impfungen und tiefere Infektionszahlen, damit asiatische Touristen vermehrt nach Europa reisen.

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