Übersicht zu möglichen Impfanreizen
Impfen gegen das Coronavirus ist für Bürgerinnen und Bürger freiwillig. Um die Impfquoten zu erhöhen, wird weltweit versucht, noch Zögernde oder Impfunwillige mit Vorteilen oder Strafmassnahmen vom Sinn eines Piks zu überzeugen. Ein Überblick:

Das Wichtigste in Kürze
- APPELLE: Die Schweiz habe die zwei besten Impfstoffe und jetzt sei der richtige Zeitpunkt zum Impfen, betonte Martin Ackermann, Präsident der nationalen Covid-19 Task Force, am Dienstag vor den Medien.
Und Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), empfiehlt auf Befürchtungen von Impfskeptiker einzugehen und sich gegenseitig zu ermuntern, die Impfungen machen zu lassen.
INFORMATIONSKAMPAGNEN: Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse fordert, dass die Kantone Gruppen wie Migranten gezielt anzusprechen. Nach Ansicht des Infektiologen Andreas Cerny sollen Hausärztinnen und Hausärzte stärker in die Impfkampagne eingebunden werden.
MOBILE IMPFTEAMS: In den Kantonen Schwyz, Bern und Basel sind Impfteams in Bussen und Trucks unterwegs. Der Kanton Aargau plant zudem Impfmöglichkeiten in Shoppingzentren.
HIPPER IMPFORT: Der Kanton Thurgau impfte im Februar auf dem Bodenseeschiff «MS Thurgau». Das mobile und schwimmende Impfzentrum legte neben Romanshorn abwechselnd auch in Kreuzlingen und Arbon an. Auch das Empire State Building in New York wurde im Juni kurzzeitig zum Impfzentrum. Die ersten 100 Geimpften durften anschliessend kostenlos die Aussichtsplattformen des Wolkenkratzers besuchen.
SPONTANIMPFUNG: Im Kanton Basel-Stadt und in Biel können sich Interessierte auch ohne Anmeldung gegen das Coronavirus impfen lassen. Am Impfzentrum bei der Messe Basel wird erstmals ein sogenannter Walk-In-Nachmittag durchgeführt. Möglich sind Erstimpfungen ohne Vorabregistrierung, weil am Vortag mehr Impfstoff zur Verfügung steht als Termine vergeben wurden.
GELDPRÄMIEN: In Griechenland erhalten junge Leute eine Bezahlkarte im Wert von 150 Euro, wenn sie sich gegen das Coronavirus impfen lassen, wie die Regierung kürzlich mitteilte. Das Angebot richtet sich an 940'000 junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Insgesamt sind dafür bis zu 141 Millionen Euro eingeplant.
GESCHENKE: Für Impfungen sind in den USA von der Regierung und Unternehmen zahlreiche Anreize geschaffen worden, beispielsweise kostenlose Donuts, Pommes, U-Bahn-Karten, Eintrittskarten für Museen und Sportveranstaltungen, eine Geld-Lotterie und die Verlosung von kostenlosen Studienplätzen für Kinder und Jugendliche.
DISKRIMINIERUNG UNGEIMPFTER: Der Verhaltensökonom Gerhard Fehr schlägt vor, mit einer drohenden Diskriminierung für Ungeimpfte die Impfquote zu erhöhen. Anders lasse sich die «benötigte Durchimpfung» in der Schweiz nicht erreichen. Diejenigen, die sich partout nicht impfen lassen wollten, gewinne man man nur, «wenn wir systematisch diskriminieren», sagt der in Österreich geborene Fehr. In Deutschland schlug der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, vor, alle Corona-Massnahmen für vollständig Geimpfte zurückzunehmen.
AUTOMATISCHE IMPFTERMINE: Gerhard Fehr schlägt zudem vor, dass das Bundesamt für Gesundheit eine strengere Impfempfehlung aussprechen sollte. «Das Wirkungsvollste wäre, dass man Ungeimpften einen Impftermin zuschickt, so dass sie diesen Termin wahrnehmen oder verstreichen lassen können. Sie müssten sich aber aktiv abmelden, wenn sie nicht hingehen wollen», schlägt Fehr vor.
STRAFEN FÜR SCHWÄNZER: In Deutschland wurde über Geldstrafen für Menschen diskutiert, die ihre Impftermine ohne Absage verfallen lassen. Die Regierung lehnte dies allerdings ab. Der Städte- und Gemeindebund etwa äusserte die Befürchtung, Bussgelder könnten viele Menschen davon abhalten, überhaupt einen Impftermin zu vereinbaren.
GEFÄNGNISSTRAFEN: Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte droht Impfverweigerern mit Gefängnis. «Suchen Sie es sich aus, entweder Impfung oder ich lasse Sie festnehmen», sagt Duterte in einer Fernsehansprache Ende Juni. Die Gesundheitsbehörden des Landes haben bislang eine Impfpflicht verneint. Stand Sonntag waren von den knapp 110 Millionen Bürgern des Landes 2,1 Millionen komplett geimpft.
IMPFOBLIGATORIUM: Damit könnte bestimmte Berufsgruppen - etwa Pflegepersonal - zu einer Impfung verpflichtet werden. Ein Impfobligatorium scheint in der Schweiz und in den meisten Ländern hingegen derzeit keine Option zu sein.