Obwohl die Neuinfektionen mit dem Coronavirus zunehmen, bleiben die Todeszahlen niedrig. Doch die Statistik zeigt: Die Todesrate bleibt konstant.
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Nach wie vor ist die Todesrate gering. Doch dass die Fallzahlen nicht ansteigen, ist nur scheinbar so. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Todesrate bleibt seit dem Ansteigen der Zahlen in etwa konstant bei 0,4 Prozent.
  • Für die im Vergleich zu vorher deutlich niedrigere Todesrate gibt es verschiedene Gründe.

Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus nehmen in der Schweiz langsam, aber stetig zu. Doch viele dürften sich beim Blick auf die Todeszahlen wundern: Seit Wochen haben diese scheinbar kaum zugenommen – vergangene Woche starben schweizweit fünf Personen am Coronavirus.

Doch der Schein trügt – die Todesrate blieb zuletzt in etwa konstant. Erfreulicherweise hat sie sich jedoch auf rund einem Zehntel des Wertes der ersten Welle eingependelt: Das Verhältnis von Todesfällen zu Neuinfektionen lag anfangs bei rund 5 Prozent. Mittlerweile liegt sie nur noch bei 0,4 Prozent. Doch das bedeutet nicht, dass das Virus an Gefährlichkeit verloren hat.

Etwa eine von 250 Personen stirbt am Coronavirus

0,4 Prozent bedeutet: Auf 250 Fälle kommt etwa ein Todesfall. Bei den aktuellen Fallzahlen bedeutet das, dass im Durchschnitt ein Todesfall pro Tag auftritt. Doch derart niedrige Werte sind starken Schwankungen unterworfen – das erschwert die statistische Beurteilung der Zahlen.

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Die Entwicklung der Todesrate des Coronavirus in der Schweiz: Aufgezeigt werden die Anzahl Todesfälle im Verhältnis zu den Neuinfektionen, gemittelt über 7 Tage. Anfang Juni traten noch verzögerte Effekte der ersten Welle auf – seitdem pendelt die Todesrate um 0,4 Prozent. - BAG/Nau.ch

Die höhere Todesrate, als im Juni die Neuinfektions-Quote äusserst niedrig war, lässt sich auf verzögerte Effekte der ersten Welle zurückführen.

Hansjakob Furrer, Chefarzt der Infektiologie am Berner Inselspital, erklärt: «Die Spanne von Infektion bis Todesfall ist gross und kann auch mehrere Wochen bis wenige Monate betragen. Deshalb können aufgrund des Zeitpunkts der nachgewiesenen Infektionen die Todesraten nicht ganz einfach gerechnet werden.»

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Die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen (blau) und die über 7 Tage gemittelte Anzahl Todesfälle (orange, rechte Skala): Der Neuinfektions-Anstieg hat sich auch auf die Todeszahlen ausgewirkt. - BAG/Nau.ch

In den letzten vier Wochen hat sich die Zahl der Corona-Fälle in der Schweiz in etwa verdoppelt. Bis sich diese steigenden Zahlen auch in der Todesrate niederschlagen, kann es also noch etwas dauern: Die Todeszahl hinkt der Neuinfektionszahl hinterher.

Darum sind die Todeszahlen so niedrig

In der ersten Welle lag die statistische Todesrate deutlich höher: Sie betrug zeitweise über 5 Prozent. Dafür lassen sich verschiedene Gründe aufführen: In der ersten Welle war die Dunkelziffer bei den Neuinfektionen viel höher, wodurch die Statistik verzerrt wurde. Während viele Infektionen nicht registriert wurden, gab es wahrscheinlich kaum nicht registrierte Todesfälle.

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Ärzte behandeln einen Patienten im ein einem Tessiner Spital. - Keystone

Doch auch andere Effekte spielen eine Rolle, erklärt Furrer: «Wir haben in letzter Zeit viel mehr Infektionen bei jüngeren Menschen nachgewiesen. Deren Risiko an COVID zu sterben ist viel tiefer.» Ausserdem habe die Medizin auch bei der Behandlung Fortschritte gemacht: Man habe die Betreuung der Intensivpatienten aufgrund neuer Erkenntnisse der Wissenschaft optimieren können.

Beurteilung der Todeszahl bleibt schwierig

Der Umgang mit den Todeszahlen bleibt ein schwieriger: Die grosse Verzögerung zwischen Infektion und Todesfall sorgt dafür, dass die «aktuellen» Todeszahlen ein schwammiges Bild der vergangenen Zeit darstellen. Damit eignet sie sich kaum als Indikator für die Schwere der Epidemie.

Die Todesrate unter den Covid-19-Patienten ist im Vergleich zur ersten Welle deutlich niedriger. Doch ein grosser Teil des Absinkens lässt sich auf statistische Veränderungen bei der Dunkelziffer und der Altersverteilung zurückführen: Das Virus sei deswegen aber nicht harmloser geworden, warnt Hansjakob Furrer im Interview.

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