Die Flugbranche steckt in der Krise. Personalmangel führt zu stornierten Flügen und Chaos. Die Tickets werden teurer. Das Chaos dürfte bald normal sein.
Flughafen Zürich
Menschen am Flughafen in Zürich. Fliegen wird dieses Jahr wohl nur noch teurer. Zu viele Faktoren belasten die Flugbranche. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Flugbranche kommt seit der Corona-Pandemie nicht vom Fleck.
  • Der Ukraine-Krieg treibt die Flugpreise zusätzlich in die Höhe.
  • Nau.ch hat mit Aviatik-Experte Peter Wild über die Gründe gesprochen.

Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrt in ihre grösste Krise gestürzt. Monatelang stand mehr als die Hälfte der Flugzeuge am Boden, Milliarden-Einnahmen fielen weg. Allein die Swiss verbuchte in den beiden Pandemiejahren einen Verlust von mehr als einer Milliarde Franken.

Doch auch heute, wo sich die weltweite Corona-Lage weitgehend entspannt hat, kommt der Flugverkehr nicht vom Fleck. Personalmangel, gestrichene Flüge sorgen für Flughafen-Frust. Und: Der Ukraine-Krieg hat zudem die Preise für Energie markant erhöht.

Amsterdamer Flughafen
Reisende stehen in der Abflughalle des Amsterdamer Flughafens Schiphol Schlange. - dpa

Die Folge: Die Ticketpreise steigen. Etliche Flughäfen auf der Welt platzen aus ihren Nähten, Passagiere müssen teils stundenlang in Schlangen ausharren.

Ukraine-Krieg sowie Nachfrage treiben Ticketpreise

Und für die Passagiere wird sich an der jetzigen Situation nicht viel ändern, solange der Ukraine-Krieg andauert. Die Flugpreise werden womöglich sogar noch weiter steigen, wie Aviatik-Experte Peter Wild von der ETH Zürich erklärt.

«Einerseits haben die Airlines weltweit ihre Flugzeuge parkiert und Personal entlassen. Zurzeit operieren die Airlines immer noch mit einer reduzierten Flotte weltweit, was zu einem reduzierten Angebot führt. Die erhöhte Nachfrage treibt die Preise einerseits und auch Personal und Treibstoffe werden vor allem teurer andererseits.»

Swiss Genf
Passagiere warten mit ihrem Gepäck vor den Abfertigungsschaltern im Hauptterminal des internationalen Flughafens von Genf am Samstag, den 9. Juli 2022 in Genf.
Zürich Flughafen
Ein Flugzeug der Swiss fährt vom Dock aufs Rollfeld, aufgenommen am Freitag, 8. Juli 2022 auf dem Flughafen in Zürich.
Flughafen Zürich
Menschen warten am Flughafen auf ihren Abflug in die Ferien.
Flugzeuge Frankfurt
Flugzeuge stehen auf dem Vorfeld auf dem Flughafen in Frankfurt am Main.

Besonders der Ukraine-Krieg habe die Preise markant in die Höhe getrieben. «Zurzeit zahlen Airlines doppelt so viel für den Liter Kerosin wie durchschnittlich. Da der Treibstoffpreis rund ein Drittel der Kosten verursacht, hat dies erhebliche Folgen», so Wild.

Was die Kosten zusätzlich treibt, sei, dass die Airlines Umwege um den gesperrten ukrainischen Luftraum fliegen müssen.

Situation bleibt noch zwei Jahre so

Wild rechnet selbst nicht damit, dass der Ukraine-Krieg bald vorbei sein wird. «Zudem haben wir immer noch massive Probleme mit der Supply-Chain in Asien, was auch die Preise für Ersatzteile treibt.» Er geht davon aus, dass sich die ganze Situation in der Flugbranche «nochmals zwei Jahre halten wird».

Verreisen Sie dieses Jahr mit dem Flieger?

Am Dienstag hat die Allianz Trade zudem eine Studie veröffentlicht, welche ins selbe Horn bläst. Die Ticketpreise könnten im Verlauf des Jahres im Europaverkehr um bis zu 21 Prozent steigen. Die Airlines hätten dennoch keinen finanziellen Spielraum, ihre Personalmisere zu beheben. Die im Moment so häufigen Flugstreichungen könnten so zum Normalzustand werden.

An Attraktivität werde die Luftfahrt in der Schweiz aber dennoch nicht einbüssen. «Die Preiskorrektur von derzeitigen zehn bis 15 Prozent ist verkraftbar», so Wild. Wenn der Normalbetrieb wieder in Fahrt kommt, würden auch die Preise wieder sinken. «Schliesslich sind viele Destinationen nur mit dem Flugzeug erreichbar und als Import/Export-Land sind wir wesentlich auf die Frachtflüge angewiesen.»

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