Die WhatsApp-Alternative Telegram ist bei Rechtsextremen sehr beliebt. Mit der Nachrichten-App erreichen sie relativ unbehelligt viele Gleichgesinnte.
Rechtsextreme
Rechtsextreme an einer Veranstaltung. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Messenger-App Telegram wird bei Rechtsextremen immer beliebter.
  • Mit ihr kann man anonym einfach viele Personen ansprechen.
  • Islamisten nutzen die App für längere Zeit ebenfalls.

«Lieblings-App der IS-Terroristen», titelte der «Spiegel» über die WhatsApp-Alternative Telegram vor vier Jahren. Nachdem Twitter stärker gegen Aktivisten des Islamischen Staates vorgegangen war, verschoben sich diese kurzerhand auf die Nachrichten-App.

Dass Islamisten und Rechtsextreme viele Parallelen aufweisen, ist länger bekannt. Nun nutzen die radikalen Rechten ebenfalls vermehrt die Nachrichten-App Telegram.

Rechtsextreme
Der Anstieg zeige, dass beim Thema Rechtsextremismus weiter Handlungsbedarf in allen Bereichen der Bundeswehr bestehe, so Högl. - DPA

Dies berichten verschiedene deutsche Medien. Hauptgrund ist, dass man sehr einfach sehr viele Personen erreichen kann. Anders als bei Konkurrent Whatsapp können Kanäle eröffnet werden.

Tausende Empfänger erreichbar

Diese sind potenziell offen für Tausende Nachrichten-Empfänger. Jedoch muss man diese kennen. Somit sind die Kanäle öffentlich, aber nur für einen «eingeweihten» Teil.

Laut «Bento» teilt beispielsweise der deutsche Kanal «Unzensiert» Falschmeldungen und rassistische Memes, die «Patrioten Hamburg» diskutieren, ob es eine afrikanische Rasse gibt und wenn ja, wie viel weniger intelligent als andere diese sei.

soziale medien
Im Internet fallen die Schranken: Durch soziale Medien hat Rassismus eine neue Dimension erreicht (Symbolbild). - SDA

Die Identitäre Bewegung, vom deutschen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, verbreitet via Telegram wiederum die Verschwörungstheorie der Umvolkung. Der Begriff steht für die Idee, dass ein Bevölkerungsumtausch stattfinde.

Der Attentäter von Christchurch berief sich ebenfalls auf diese «Theorie». Der österreichische Identitäre Martin Sellner erreicht über Telegram rund 35'000 Personen.

Spendensammlungen via Telegram

Im Juni dieses Jahres veröffentliche «Buzzfeed» mehrere Chatverläufe. Mittels Telegram wurden in Deutschland etwa Nazi-Konzerte organisiert und Spendensammlungen organisiert.

Mit der App werden grössere Gruppen erreicht, gleichzeitig finde eine Art Regionalisierung statt. Verschiedene kleinere Gruppen entstehen, die wiederum untereinander vernetzt sind.

Die App wurde 2013 von den russischen Brüdern Nikolai und Pawel Durow gegründet. Zuvor hatten die beiden das Netzwerk Vk.com gegründet – heute ebenfalls bei Rechtsextremen sehr populär.

Die App ist auch deshalb beliebt, weil radikale Akteure eine Sperrung kaum befürchten müssen. Youtube beispielsweise geht langsam etwas stärker gegen solche vor, Telegram hingegen kaum.

Tummelplatz für Rechtsextremisten

Im März berichtet «Deutschlandfunk», dass Messenger nur sechs von zehn beanstandeten islamistischen Inhalten löscht. Für eine Löschung müssen die Inhalte jedoch erstmals gemeldet werden. Bei kleinen Gruppen ist dies eher unwahrscheinlich.

Für die Nutzung spricht ebenfalls, dass die geheimen Chats mehr oder weniger sicher verschlüsselt sind. Es kann auch eingestellt werden, dass die Nachrichten nach einer gewissen Zeit gelöscht werden.

Ein Identitärer erklärte auf Youtube, dass seine Kanäle auf Instagram und Youtube gelöscht wurden. Die Vernetzung via Telegram sei nötig, «damit das patriotische Milieu hier seine Zuflucht finden kann». Wie es scheint, ist das bereits der Fall. Im englischsprachigen Raum ist das Phänomen ebenfalls bekannt.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

SpiegelTwitterWhatsappMemesYoutubeNachrichtenInstagram