Die Swiss rutscht 2020 zum ersten Mal seit 15 Jahren tief in die roten Zahlen. Operativ resultierte ein Verlust von 654 Millionen Franken.
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Das Coronavirus traf die Luftfahrtbranche mit voller Wucht – so auch die Swiss. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Swiss rutscht 2020 zum ersten Mal seit 15 Jahren in die roten Zahlen.
  • Die Fluggesellschaft registriert ein Verlust von 654 Millionen Franken.
  • Der Umsatz verringerte sich dabei um 65,2 Prozent auf 1,85 Milliarden Franken.

Wegen der Coronapandemie ist die Swiss vergangenes Jahr zum ersten Mal seit 15 Jahren tief in die roten Zahlen gestürzt. Operativ resultierte bei der Lufthansa-Tochter ein Verlust von 654 Millionen Franken.

2019, im Jahr vor der Pandemie, hatte die Fluggesellschaft noch einen operativen Gewinn von 578 Millionen Franken erzielt und 2018 mit 636 Millionen sogar das bisherige Rekordergebnis.

Doch dann machte die Seuche der Airline einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Viele Staaten verboten die Einreise von Passagieren aus dem Ausland, und die Unsicherheit wegen des Virus spiegelte sich in massiv sinkenden Passagierzahlen, die im April ihren Tiefpunkt erreichten.

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Ein abgesperrter Bereich mit Stühlen am Flughafen Zürich. Im Hintergrund ist das Swiss-Logo zu sehen. - Keystone

Insgesamt begrüsste die Airline 2020 nur noch 4,8 Millionen Passagiere an Bord, im Vorjahr waren es noch über 18,5 Millionen gewesen. Die durchschnittliche Auslastung der Maschinen sank von 84 Prozent auf 57,9 Prozent, wie die Swiss am Donnerstag bekannt gab.

In der Folge brach der Umsatz um 65,2 Prozent auf 1,85 Milliarden Franken ein. Um die hohen Verluste, die aufgrund den Reiserestriktionen im vergangenen Jahr anfielen, abzuschwächen, ist die Swiss 2020 stark auf die Kostenbremse getreten.

«Es war wichtig, dass wir schnell drastische Kostensparmassnahmen eingeleitet haben», sagte Finanzchef Markus Binkert an der Medienkonferenz der Airline am Donnerstag. Man habe die Fixkosten um ein Drittel senken können. Die Airline habe allerdings viele Fixkosten, die sich nicht so einfach reduzieren liessen wie in anderen Branchen.

Es seien mehr als zwei Drittel der Projekte gestoppt worden, nur die zwingend notwendigen seien weiterhin fortgeführt worden. Auch das Marketingbudget wurde stark heruntergefahren. Zudem habe die Kurzarbeit der Airline sehr geholfen, die Personalkosten zu senken.

Cargotochter federt etwas ab

Immerhin trug laut Mitteilung der Swiss WorldCargo, die Frachtsparte der Airline, nicht zuletzt wegen der hohen Nachfrage nach Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern überproportional stark zum Ergebnis bei.

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Güter vor dem Be- oder nach dem Entladen einer Swiss-Maschine. - Swiss World Cargo

«Dank der umgehend eingeleiteten drastischen Kostensparmassnahmen und des starken Beitrags von Swiss WorldCargo ist es uns gelungen, den Verlust im Rahmen zu halten», wird Swiss-Finanzchef Markus Binkert zitiert.

Man habe dieses Ergebnis erwartet und in die Finanzplanung einkalkuliert. Doch weil die Situation auch seit Jahresbeginn nicht besser wurde, habe sich die Situation wider Erwarten verschärft. «Wir verlieren weiterhin rund zwei Millionen Schweizer Franken pro Tag und werden somit unsere Kostensparmassnahmen intensivieren müssen», so Binkert.

500 Stellen weg

Doch diese müssten auch langfristig gesenkt werden: Durch natürliche Fluktuation, die Einführung von neuen Teilzeitmodellen und Frühpensionierungen seien so bereits etwa 500 Stellen auf sozialverträgliche Weise reduziert worden, sagte er. Bis Ende 2021 soll sich diese Zahl nun auf 1000 Stellen verdoppeln.

Der Abbau betrifft dabei auch die Teppichetage: «Wir haben in den letzten Monaten 20 Prozent des Managements abgebaut», so der Swiss-Chef Dieter Vranckx. Auch die Geschäftsleitung wird von aktuell vier auf drei Mitglieder verkleinert. Vranckx übernimmt in Personalunion die Funktion von Thomas Frick als operationeller Leiter.

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Seit Anfang 2021 ist Dieter Vranckx CEO der Swiss. - Keystone

Frick wiederum tritt per Ende März planmässig zurück. Die Verantwortung als Accountable Manager, die er ebenfalls inne hatte, geht jedoch nicht an den neuen Chef Vranckx über. Vielmehr übernimmt diese Oliver Buchhofer. Er wird per 1. April neuer Head of Operations der Airline, wie die Swiss in einem separaten Communiqué mitteilte.

Für den neuen CEO Vranckx wiederum war es am Donnerstag der erste grosse Auftritt seit seinem Eintritt bei der Airline Anfang Jahr.

Situation bleibt schwierig

Den vormals angekündigten Ausbau des Flugprogramms im zweiten Quartal legte die Swiss vorerst auf Eis, wie sie bereits Ende Februar mitteilte. Im März biete sie durchschnittlich noch ein Viertel des Angebots von 2019 an. In Genf wurde der Minimalflugbetrieb bis Ende Monat verlängert. Die Swiss rechnet damit, dass frühestens im Hochsommer mit einer Erholung der Reisetätigkeit zu rechnen ist.

«Seit Jahresbeginn hat sich die Ausgangslage massiv verschlechtert. Es zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass sich die gesamte Airlinebranche strukturell verändern wird», wird Vranckx zitiert. Swiss werde deshalb eine stärkere Redimensionierung prüfen müssen als bislang vorgesehen.

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Das Logo der Fluggesellschaft Swiss International Airlines hinter einem Schalter. (Symbolbild) - Keystone

Eine Verkleinerung der Flotte würde sich auch das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen.

Liquidität reicht bis über 2021

Von den 1,5 Milliarden Kreditsumme, die der Bund der Swiss zugesprochen hat, sei aktuell noch etwa eine Milliarde übrig, sagte Finanzchef Binkert gegenüber den Medien. «Ohne diesen Kredit hätte die Swiss das Jahr nicht überstehen können», sagte er und bedankte sich beim Bund für diese Hilfe.

Die Gerüchte, dass der Swiss bis im Sommer das Geld ausgehen könnte, wies Binkert ab. «Wir werden das aktuelle Jahr bezüglich Liquidität gut überstehen», sagte er. Es hänge allerdings auch stark davon ab, wie sich die Buchungslage entwickle. «Wenn wir 50 Prozent der Kapazität in der Luft haben, können wir den Mittelabfluss stoppen.»

Für 2021 dürfte die Fluggesellschaft nach ihren eigenen Schätzungen diese Zahl nur knapp erreichen. Es wird mit 40 bis 50 Prozent der Kapazitäten gerechnet, die man vor der Krise hatte. Im Hochsommer dürfte die Nachfrage aber steigen und eine Kapazität von 65 Prozent erreicht werden.

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