«Stimmung kippt»: Flüchtlings-Solidarität in Bevölkerung nimmt ab
Im Kanton Luzern herrscht eine Asyl-Notlage. Die Suche nach neuen Unterkünften ist schwierig – wegen mangelnder Solidarität in der Bevölkerung.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton Luzern gibt es zu wenige Unterkünfte für Asylsuchende.
- Die Suche nach Platz stellt sich als schwierig heraus – wegen «bröckelnder Solidarität».
- Sozialdirektorin Michaela Tschuor sagt: «Die Stimmung kippt.»
Anfang Jahr wurde im Kanton Luzern die Notlage im Asylbereich ausgerufen. Der Grund: Es gab schlichtweg zu wenig Betten für die Anzahl an Geflüchteten in der Zentralschweiz. Mit der Sonderregelung soll dem entgegengewirkt werden. Zivilschutzanlagen können dadurch leichter als Asylunterkünfte umfunktioniert werden.
In den letzten Monaten sanken die Gesuche schweizweit. Im September war deren Anzahl um über 40 Prozent tiefer als noch ein Jahr zuvor. Darum werden nun mehrere Bundesasylzentren geschlossen.
Doch im Kanton Luzern bleibe die Situation angespannt, betont die kantonale Sozialdirektorin Michaela Tschuor (Mitte) gegenüber der «Luzerner Zeitung» (LZ).
Auch bei weniger Gesuchen fehlen Unterkünfte
«Derzeit weist der Bund dem Kanton Luzern weniger Personen zu als prognostiziert», erklärt die Luzerner Asyl-Chefin. Jedoch glaube sie nicht, dass dieser Trend anhält. Dementsprechend sei auch keine Entlastung für den Kanton spürbar.
Tschuor sagt: «Wir müssten über zehn bis zwölf Monate hinweg eine merkliche Abnahme der Zahlen im Mehrjahresvergleich registrieren, um von einer Entspannung sprechen zu können.»
Trotz der sinkenden Asylgesuche gebe es noch nicht genug Unterkünfte, um bis Mitte nächstes Jahr alle Schutzsuchenden unterzubringen. «Grundsätzlich bleibt die Notlage so lange erhalten, bis genügend oberirdische Unterkünfte zur Verfügung stehen», so Tschuor zur Zeitung.
Doch die Suche nach Unterkünften sei anspruchsvoll – wegen der «bröckelnden Solidarität in der Bevölkerung». So lancierten etwa die Einwohnerinnen und Einwohner von Triengen LU eine Volksinitiative gegen eine geplante Asylunterkunft. In Rain LU wurde kürzlich ein solches Zentrum wegen Kritik aus der Bevölkerung geschlossen.
Asyl-Chefin: «Stimmung kippt»
«Die Stimmung kippt», sagt Tschuor. Die Skepsis gegenüber Asylsuchenden sei definitiv gestiegen. Und das nicht nur im Kanton Luzern, sondern schweizweit und auch in ganz Europa.
Zu dieser Skepsis meint die Sozialdirektorin: «Es kommen mehrheitlich unglaublich tolle Menschen zu uns, die Schutz suchen.» Weil etwa ihr Zuhause ausgebombt werde und die Kinder nicht mehr sicher in die Schule gehen könnten.
«Wir haben einen humanitären Auftrag, den wir erfüllen müssen», so Tschuor. Das dürfe man nicht vergessen.
Leider gebe es jedoch auch eine kleine Anzahl von Personen, die kriminell sei. «Ich bin absolut der Meinung, dass diese Leute nicht hierhingehören und die Schweiz verlassen müssen», sagt Tschuor.
Jedoch sollte man aufpassen, dass nicht alles miteinander vermischt werde. «Diese Gefahr ist aktuell erkennbar», so die Luzerner Sozialdirektorin.