Stetige Felsabbrüche verhindern Räumungsarbeiten in Blatten VS
Nach der Bergsturzkatastrophe in Blatten sorgen weiterhin Felsabbrüche am Kleinen Nesthorn für Gefahr und verhindern grössere Räumungen.

Nach der Bergsturzkatastrophe ist in Blatten im Walliser Lötschental ist weiter keine Entspannung in Sicht. Am Kleinen Nesthorn kam es am Dienstag weiterhin stetig zu kleineren Felsabbrüchen. Wegen der Gefahr sind im Gebiet nach wie vor keine gross angelegten Räumungsarbeiten möglich.
Der Schuttkegel in der Talsohle sei nach wie vor nicht begehbar und nicht für Räumungseinsätze freigegeben, sagte Fernando Lehner vom Regionalen Führungsstab der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Der Korridor oberhalb des Gletschers fasst etwa 300'000 Kubikmeter Gestein.
Am Dienstag waren Teilbegehungen des Schuttkegels durch Naturschadenexperten geplant. Dadurch soll die Naturgefahrenbeurteilung aktualisiert werden können. Zudem wurde abgeklärt, ob einzelne Zonen für bestimmte Arbeiten in Absprache mit dem Führungsstab freigegeben werden können.
Priorität habe etwa der Bau einer Rettungsstrasse nach Ried und Eisten, das Freischaufeln des neuen Bachbetts der Lonza und das Entfernen des Schwemmholzes mit dem Helikopter, erklärte Lehner.
Lage am Birchgletscher bleibt stabil
Am Birchgletscher war die Lage derweil stabil. Es gab keine erkennbaren Veränderungen, wie der Regionale Führungsstab mitteilte.
Der Pegelstand des Sees hinter dem Schuttkegel pendelte sich ein. Bezüglich der Wetterlage gebe es derzeit keine besonderen Herausforderungen, hiess es beim Führungsstab.
Der See war durch die aufgestaute Lonza entstanden. Ab Freitag begann das Wasser langsam, sich einen Weg aus der Aufstauung zu bahnen. Es bestand zeitweise grosse Gefahr, dass der See überläuft und Überschwemmungen weiter unten im Lötschental verursacht. Einsatzkräfte überwachen die Lage ständig.
Der Fluss füllte den vorsorglich entleerten Stausee in Ferden weiterhin auf. Weil die Konzentration der Ablagerungen im Wasser zu hoch war, konnte nach wie vor nicht turbiniert werden, wie Lehner sagte. Der Grundablass des Stausees blieb daher teilweise geöffnet. Diese Massnahme ermöglicht den Abfluss des Wassers vom Stausee in die Lonza.
Suche nach vermisstem Schäfer nach Gletscherabbruch fortgesetzt
Die am Vortag wieder aufgenommene Suche nach dem Vermissten wurde am Dienstag fortgesetzt. Der 64-jährige Einheimische war offenbar vom Gletscherabbruch am Mittwochnachmittag überrascht worden, als er sich um seine Schafe kümmern wollte.
Nach der Katastrophe ist die Solidarität mit der Bevölkerung im Lötschental weiterhin gross. Am Dienstag gaben die Kantone Graubünden, Glarus, Uri und St. Gallen bekannt, dass sie Blatten finanziell unterstützen werden.
Der Solidaritätsbeitrag Graubündens an Blatten beläuft sich auf 200'000 Franken. St. Gallen und Uri überweisen der Bevölkerung des Lötschentals aus ihren Lotteriefonds einen Betrag 300'000 beziehungsweise 25'000 Franken. Der Glarner Regierungsrat kündigte einen Beitrag von 50'000 Franken aus dem Sozialfonds für die Patenschaft mit Berggemeinden an.
Die Schwyzer Gemeinden Lauerz und Arth ihrerseits riefen mit einer Spendenaktion zur Solidarität mit Blatten auf. In beiden Gemeinden weckten die Bilder aus dem Lötschental Erinnerungen an den Bergsturz von Goldau im Jahre 1806, hiess es. Auch bei der Glückskette gehen weiterhin viele Spenden ein. Der vorläufige Spendenbetrag belief sich am Dienstagnachmittag auf rund 6,6 Millionen Franken.