Genf entscheidet sich gegen das Entfernen von kontroversen Denkmälern und setzt auf Kontextualisierung.
Jet d'Eau, Genf
Genf und sein Wahrzeichen, der Jet d'Eau im Genfersee. (Archivbild) - Depositphotos

Die Stadt Genf will Statuen von Personen, die Rassismus, Kolonialismus oder Sklaverei unterstützten, nicht aus dem öffentlichen Raum entfernen. Auch die Umbenennung von Strassen oder Plätzen lehnt sie ab. Stattdessen setzen die Behörden auf Kontextualisierung.

Die Stadt stellte am Montag ihren Aktionsplan zum Thema vor. Es sei keine Entfernung von Statuen oder Denkmälern vorgesehen, sagte Stadtpräsident Alfonso Gomez. Kein umstrittener Ort werde umbenannt.

Stattdessen setze man auf den Dialog – und darauf, Denkmäler am jeweiligen Ort in den historischen Kontext zu setzen.

Anerkennung des vielgestaltigen Erbes

Die Stadt plant zudem die Einrichtung eines Denkmals für die Opfer von Kolonialismus und Sklaverei sowie eine Dauerausstellung zum Thema.

Man müsse das vielgestaltige Erbe anerkennen, so Gomez. Die Diskussion war nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd in der US-Stadt Minneapolis durch einen Polizisten im Jahr 2020 und den anschliessenden Protesten aufgekommen. Eine Studie im Auftrag der Stadt hatte in Genf 33 Denkmäler oder Orte mit problematischem Hintergrund identifiziert.

Für Diskussionen in der Rhonestadt sorgte etwa eine Büste Carl Vogts, nach dem auch eine Strasse benannt ist.

Umstrittene Figuren im Fokus

Der Wissenschaftler und Politiker setzte sich zwar für individuelle Freiheiten ein, vertrat jedoch zugleich rassistische Thesen. Derzeit ist die Büste wegen Renovierungsarbeiten im Gebäude Les Bastions der Universität Genf eingelagert. Es steht zur Diskussion, sie nach Abschluss der Arbeiten an einem anderen Ort aufzustellen.

In der Studie ging es auch um das Gedenken an Gustave Moynier. Der Mitbegründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) unterstützte die Kolonisierung Kongos durch den belgischen König Leopold II. und wurde von diesem zum Generalkonsul ernannt.

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