Die Diebstähle erreichten 2023 ein Allzeithoch. Seriendieb Beni klaut jedes Mal, wenn er einkaufen geht, es ist eine Art Sucht.
Ladendieb
Die Ware klassisch in die Tasche stecken, das macht Ladendieb Beni nicht. Ein Produkt nicht zu scannen, sei sicherer, so könnte er sich rausreden, sollte er erwischt werden. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seriendieb Beni klaut jedes Mal etwas, wenn er in einen Laden geht.
  • Neben der Sucht spielt der vermeintliche Personalabbau durch Self-Checkout eine Rolle.
  • Die Migros rechnet damit, dass Waren im Wert von 300 Mio. Franken nicht gescannt werden.
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In fast allen Läden stehen mittlerweile Self-Checkout-Kassen. Gemäss einer internationalen Studie sind seit deren Einführung die Diebstähle markant gestiegen. Aus der Schweiz gibt es keine Daten, die Kriminalstatistik verzeichnet aber mit 19'781 Diebstählen im 2023 einen Rekord.

Gegenüber SRF schreiben die Detailhändler dann auch, sie hätten keinen signifikanten Anstieg bemerkt. In einer Strassenumfrage sagen aber viele Passanten, dass sie schon mal etwas mitgehen liessen.

Self Checkout
Die Self-Checkout-Kassen sind für viele Menschen fast schon eine Einladung zum Klauen. - keystone

Ein Serientäter ist ein Mann, der Beni genannt wird: «Ich stehle eigentlich jedes Mal etwas, wenn ich einkaufen gehe», gibt er unverhohlen zu. Seine Taktik: Er scannt einige Artikel einfach nicht. So könne er von einem Versehen sprechen, sollte er auffliegen. Würde er die Produkte in die Tasche stecken, wäre es schwieriger, zu diskutieren.

Gründe für den Diebstahl nennt er mehrere. So spielt beispielsweise Geld eine Rolle: Er verdiene nicht sonderlich viel, deswegen biete sich der Diebstahl an. Er habe bislang nur Lebensmittel geklaut. «Ich spüre das gesparte Geld Ende Monat auf meinem Konto.»

Klauen
Viele Kunden «vergessen», ein oder zwei Produkte zu scannen. - keystone

Die Diebstähle sind auch eine Art Retourkutsche an die Detailhändler. Denn mit den Self-Checkout-Kassen würden sie «doch einfach Personal einsparen». Coop und Migros aber dementieren, dass wegen dieser Kassen weniger Angestellte arbeiten würden.

Der dritte Grund ist die Sucht, Beni gibt zu, süchtig zu sein: «Ich kann nicht mehr in einen Laden gehen, ohne die ganze Zeit zu denken, was ich klauen könnte.» Nach dem Stehlen habe er einen Gefühlsrausch – und keinerlei schlechte Gefühle. Aufhören will er deswegen erst, wenn er einmal erwischt wird.

Migros: Ein Prozent des Umsatzes nicht gescannt

Und genau das ist das Ziel von Kriss Kefes, der mit seiner Agentur Ladendetektive ausbildet. «Jeder stiehlt, überall, immer», sagt er. Deshalb sei es ein Fehler, auf äussere Merkmale zu achten. «Wer auf Äusserlichkeiten schaut, verpasst die richtigen Diebe.»

Ein wichtiges Hilfsmittel für die Ladendetektive sind die Kameras. Einige davon könnten erkennen, wenn eine Person etwas klaue, sagt Kefes. Verschwinde ein Produkt aus dem Sichtfeld, gebe es sofort einen Alarm.

Haben auch Sie schon einmal etwas beim Self-Checkout absichtlich nicht gescannt?

Doch viel scheint dies nicht zu nützen: Beni beispielsweise schätzt, dass er bereits Waren im Wert von mehreren Tausend Franken gestohlen habe. Die Migros rechnet damit, dass rund ein Prozent des Umsatzes nicht gescannt werde. Pro Jahr sind das über 300 Millionen Franken.

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