Pro Jahr verweigert Baar ZG Schein-Zuzügern in rund 15 Fällen die Wohnsitzbestätigung. Einige davon können nicht mal ihre angebliche Adresse nennen.
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Die Gemeinde Baar ZG hat mit Schein-Zuzügern zu kämpfen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer wieder versuchen Menschen, eine Wohnsitzbestätigung im Kanton Zug zu erschwindeln.
  • Die Gemeinden versuchen jeweils zu prüfen, ob die Personen wirklich im Ort wohnhaft sind.
  • Oftmals sind ihnen aber «die Hände gebunden».
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Der Kanton Zug gilt als Steuerparadies. Das lockt auch Menschen an, die vom tiefen Steuersatz profitieren wollen – obwohl sie eigentlich woanders wohnen.

So steigt in Baar ZG die Zahl der vermeintlichen Zuzüge gegen Ende Jahr jeweils auffällig an. Dabei ist es wohl kein Zufall, dass der Wohnsitz am 31. Dezember für die Behörden bei der Erhebung der Steuern zentral ist.

Der Gemeinde Baar ist dieses Problem bewusst und man versucht, Steuerflüchtige zu entlarven. Zwar darf sie im Gegensatz zur kantonalen Steuerverwaltung keine detektivischen Mittel einsetzen.

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Im Kanton Zug gelten die Steuern als besonders tief. (Symbolbild)
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Dieses Steuerparadies lockt zahlreiche Menschen an, die Steuern sparen wollen. (Symbolbild)
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Einige, die eine Wohnsitzbestätigung von Baar ZG wollen, wohnen allerdings nicht tatsächlich in der Gemeinde. (Symbolbild)
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Es handelt sich bei ihnen um Schein-Zuzüger. (Symbolbild)
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Die Einwohnerkontrolle versucht, diese ausfindig zu machen. (Symbolbild)

Allerdings darf sie die Hauseigentümer und betreffenden Personen befragen. Fabienne Brunner, stellvertretende Leiterin der Einwohnerkontrolle, erklärt gegenüber «CH Media»: «Manche wissen nämlich nicht einmal ihre Adresse, an der sie in Baar angeblich wohnen

In solchen Fällen verraten sich die Wohnsitzbetrüger selbst. Auch ein Ehepaar aus der Romandie konnte die Baarer Einwohnerkontrolle überführen. Die beiden legten im Gemeindehaus ihren Mietvertrag einer Einzimmerwohnung in der Gemeinde vor. Allerdings: Das Paar geht in der Westschweiz seiner Arbeit nach und besitzt dort sogar ein Haus.

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«Es war einfach zu offensichtlich, dass sie hier nicht wohnen würden», so Brunner. «Nach mehreren Gesprächen, in denen wir ihnen unsere Vorbehalte schilderten, hörten wir nichts mehr von den beiden.»

Nicht nur Briefkastenfirmen – auch Briefkastenmenschen

Pro Jahr gebe es rund 15 Fälle, in denen die Einwohnerkontrolle keine Wohnsitzbestätigung erteile. Doch nicht immer sei es so einfach, den Schein-Zuzügern auf die Schliche zu kommen. «Uns sind oft die Hände gebunden», erklärt Brunner.

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Die Einwohnerkontrolle von Baar ZG kämpft gegen Schein-Zuzüger. (Symbolbild) - keystone

Besonders schwierig sei es, wenn Private ihre Wohnungen vermieten würden. Bei einigen Liegenschaften stünden verdächtig viele Namen an den Briefkästen. Bewiesen werden können die Scheinwohnsitze aber nicht. Dabei seien Verdachtsfälle bei Personen aus der Schweiz weitaus häufiger als bei Ausländerinnen und Ausländern.

Brunner geht ausserdem davon aus, dass manche Menschen Wohnraum zum Schein vermieten. Somit gebe es im Kanton Zug wohl neben Briefkastenfirmen auch Briefkastenmenschen.

Die Erfahrungen mit Wohnsitzbetrügern prägen die Mitarbeitenden der Baarer Einwohnerkontrolle. «Deshalb müssen wir aufpassen, nicht voreingenommen zu sein», sagt Brunner. Denn: «Schliesslich ziehen die meisten Personen, mit denen wir zu tun haben, tatsächlich hierher.»

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