Seealpsee: Mikroplastik und Chemikalien im Alpstein
Neue Untersuchungen zeigen, dass in dem beliebten Seealpsee in der Ostschweiz Mikroplastik, Chemikalien und zu viele Nährstoffe stecken.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Seealpsee wurden Mikroplastik und Chemikalien von Reifen nachgewiesen.
- Die Belastung kann für die im Sediment lebenden Kleinlebewesen schädlich sein.
- Besucher sollen Abfall künftig sorgfältiger entsorgen, um die Verschmutzung zu reduzieren.
Der Seealpsee gilt als eines der schönsten Ausflugsziele der Ostschweiz. Doch unter der glasklaren Oberfläche sammelt sich einiges, was man nicht erwartet.
Das «Schweizerische Zentrum für angewandte Ökotoxikologie» (Oekotoxzentrum) hat in zwei Sedimentproben Mikroplastik und Rückstände von Reifenabrieb nachgewiesen. Zudem gibt es Hinweise auf einen Nährstoffüberschuss. Das gibt das Amt für Umwelt des Kantons Appenzell Innerrhoden in einer Medienmitteilung bekannt.
Die Proben wurden demnach im August 2024 zusammen mit dem Verein «Tauchfreunde Rheintal» entnommen. Das Oekotoxzentrum analysierte die Stoffe und testete gleichzeitig, wie belastet Kleinlebewesen im See sind. Auch die im Seealpsee lebenden Wenigborster – eine Gemeinschaft aus verschiedenen Wurmarten und ein Indikator für den Zustand des Gewässerbodens – wurden untersucht.
Mikroplastik wurde vor allem in Form von Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) und Polyethylenterephthalat (PET) gefunden. Diese Kunststoffarten passen zu den Verpackungsabfällen, die laut einer Masterarbeit 2024 am Seeufer am häufigsten sind. «Der Einfluss des Menschen ist ein Fakt», sagt Heike Summer, Leiterin des Amts für Umwelt, gegenüber dem «Tagblatt».
Besonders überraschend: Auch Stoffe, die beim Abrieb von Autoreifen entstehen, tauchen im See auf. Obwohl der Seealpsee nur zu Fuss erreichbar ist, könne der Eintrag über die Luft erfolgen, erklärt Heike Summer. Weitere mögliche Quellen seien Kosmetika oder andere Produkte, die Besucher mit in die Natur bringen.
Kein Grund zur Panik – aber Handlungsbedarf beim Verhalten der Gäste
Die Konzentrationen könnten für Organismen im Bodensediment bereits schädlich sein, heisst es weiter. Tests mit kleinen Krebstierchen zeigen zudem das Vorhandensein von Giftstoffen in den Tieren. Die Zusammensetzung der untersuchten Wenigborster-Gemeinschaften deutet ausserdem auf eine ökologische Belastung hin.
Trotzdem betonen die Behörden, der See sei nicht sanierungsbedürftig. Viele andere Schweizer Seen zeigten ähnliche Werte, alarmierend seien die Resultate deshalb nicht. Um ein genaueres Bild zu bekommen, sollen zusätzliche Messungen folgen.

Eine klare Bitte richten die Verantwortlichen an die Ausflüglerinnen und Ausflügler: Abfall konsequent mitnehmen. Denn die grösste Belastungsquelle ist offenbar das Freizeitverhalten der Gäste. «Der Einfluss des Menschen ist ein Fakt», sagt Heike Summer.
















