Schrecken Natur-Katastrophen Touristen ab?
Mehrere Dörfer – darunter Zermatt und Kandersteg – wurden schon von Natur-Ereignissen getroffen. Wie wirken sich die vermehrten Vorfälle auf den Tourismus aus?

Das Wichtigste in Kürze
- Natur-Katastrophen wie Überschwemmungen oder Bergstürze sind keine Seltenheit mehr.
- Beispiele aus den letzten Jahren zeigen das Ausmass der Vorfälle.
- Ein Experte sagt, welchen Einfluss das auf den Berg-Tourismus hat.
Im Juni 2024 trat die Vispa in Zermatt über die Ufer und führte zu Überschwemmungen im Bergdorf. Kurz vor Ostern dieses Jahres traf es das Tourismus-Mekka wieder: Heftige Schneefälle führten zu tagelangem Stromausfall und zur Abschottung von der Aussenwelt.
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Das Bündner Dorf Bondo wurde 2017 von einem grossen Bergsturz getroffen. In Brienz GR löst sich ebenfalls immer wieder eine grössere Menge Material aus der Felswand – und Gefahr besteht weiterhin.
Weiteres Beispiel: Das gleichnamige Dorf Brienz im Berner Oberland blieb letzten Sommer nicht vor einem Unwetter mit erheblichen Auswirkungen verschont.
Kandersteg BE seit Jahren bedroht
Auch der «Spitze Stei» oberhalb des Oeschinensees in Kandersteg BE gilt seit Jahren als Bedrohung für das Dorf. Durch die ständige Bewegung des Felsens drohen hier Bergstürze.
Und nun trifft es Blatten VS. Im Lötschental kam es nach mehreren Fels- und Gletscherabbrüchen am kleinen Nesthorn zu einem massiven Bergsturz.
Diese Beispiele zeigen: In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Natur-Katastrophen. Und es drohen weitere.
Doch können solche Ereignisse Auswirkungen auf den Tourismus haben? Denn gerade Zermatt oder Kandersteg sind auf den Tourismus angewiesen.
«Es ist abhängig von der Anzahl Ereignisse»
«Das kommt darauf an, wie sich die Natur-Ereignisse zukünftig entwickeln werden», sagt Jürg Stettler. Er ist Institutsleiter und Professor am Institut für Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern.
«Es ist abhängig von der Anzahl Ereignisse, den Orten, der Art der Ereignisse und dem Ausmass des Schadens.» Insbesondere der Bezug auf die Schäden für Menschen und Touristen sei entscheidend.
«Auf den gesamten Tourismus dürften solche Natur-Ereignisse kaum grössere Auswirkungen haben», beruhigt Stettler, schränkt aber ein: «Ausser, wenn es sehr viele und sehr gravierende Ereignisse in kurzer Zeit sind.» Das sei jedoch eher unwahrscheinlich.
Einzig «lokal oder regional» könne es «zumindest kurzfristig Auswirkungen» haben. Auch hier seien die Auswirkungen aber unter anderem von der Anzahl Ereignisse abhängig.
Eine gute Organisation ist massgebend
Zusammenfassend sagt Jürg Stettler: «Generell erholt sich der Tourismus in der Regel sehr rasch von solchen Ereignissen, wenn sie nicht so häufig stattfinden.» Das würden auch zum Beispiel der Terroranschläge in der Türkei oder Ägypten zeigen.
Für die Tourismus-Regionen sei generell eine gute Vorbereitung mit Krisenstab und Rettungsorganisationen wichtig. Auch eine gute Organisation sei massgebend, «damit alle Akteure im Ernstfall rasch und gut agieren können.»
«Es braucht eine gute Koordination und Abstimmung der Kommunikation mit allen relevanten Stellen», ist Stettler überzeugt. Grundsätzlich sei wichtig, dass die Kommunikation rasch und zuverlässig erfolge.