Die Römisch-Katholische Kirche hat in der Schweiz eine Untersuchung eingeleitet. Es geht dabei um sexuellen Missbrauch.
Benno Elbs
Bischof Benno Elbs - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Katholische Kirche in der Schweiz lässt sexuellen Missbrauch aufarbeiten.
  • Dafür werden auch die bischöflichen Geheimarchive untersucht.
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Immer wieder kam es für die Römisch-Katholische Kirche zu kritischen Momenten. Nun sollen Untersuchungen zu Missbrauchs-Fällen in der Schweiz wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Die Kirche hat ein Forscherinnenteam damit beauftragt, das «dunkle Kapitel» zu untersuchen. Dafür sollen auch die bischöflichen Geheimarchive geöffnet werden.

Das Pilotprojekt haben die drei bedeutendsten Institutionen der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz gemeinsam gestartet. Die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK) und die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) sind dabei. Auch die Konferenz der Vereinigungen der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens (KOVOS) hilft mit.

Sie haben die beiden Professorinnen der Universität Zürich, Monika Dommann und Marietta Meier, mit der Durchführung des Projekts beauftragt. So hiess es an einer Medienkonferenz am Montag in Lausanne.

Römisch-Katholische Kirche will keinen Einfluss auf Forschung nehmen

Während sehr langer Zeit hätten sexuelle Übergriffe durch Seelsorgende und Ordensangehörige der römisch-katholischen Kirche grosses Leid verursacht. Viele Taten seien vertuscht und die Opfer ignoriert worden, hiess es. Der Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain, sagte vor den Medien: «Es ist nur redlich, die Verbrechen der Vergangenheit aufzudecken. Die Aufarbeitung ist in erster Linie den Betroffenen geschuldet.»

Die Forschenden erhalten freien Zugang zu den Akten, die in den Geheimarchiven der Diözesen aufbewahrt werden. Um die Unabhängigkeit zu gewährleisten, hätten sich SBK, RKZ und KOVOS vertraglich verpflichtet, keinerlei Einfluss die Methode zu nehmen.

Forschung dient als Grundlage für weitere Untersuchungen

Während eines Jahres sollen die Forschenden die Rahmenbedingungen für eine historische Untersuchung des sexuellen Missbrauchs seit Mitte des 20. Jahrhunderts evaluieren und damit Grundlagen für weitere Forschungsprojekte liefern. Der Schwerpunkt soll auf den Strukturen liegen. Diese haben den sexuellen Missbrauch von Kindern und Erwachsenen ermöglicht und ihre Aufdeckung und Bestrafung erschwert.

Ein unabhängiger sechsköpfiger wissenschaftlicher Beirat wird das Forschungsteam der Universität Zürich beraten und unterstützen. Die Arbeit beginnt am 1. Mai und die Ergebnisse werden im Herbst 2023 veröffentlicht.

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