Schweizer Hochschulen setzen im Umgang mit Pro-Palästina-Aktivisten auf den Dialog. In Genf und Lausanne trafen sich am Mittwoch Vertreter beider Seiten.
UNIGE Protest Palästina Plakate
Pro-Palästina-Protest an der Universität Genf. - keystone

Bei den Protesten von pro-palästinensischen Studentinnen und Studenten setzen die Westschweizer Hochschulen vorerst auf den Dialog. Am Mittwoch fanden an den Universitäten Genf und Lausanne sowie an der ETH Lausanne Gespräche zwischen den Hochschulleitungen und den Protestierenden statt.

Protestler verlangen Statement von UNIGE

In Genf trafen sich am Nachmittag Vertreter der Studentenbewegung mit Edouard Gentaz, Vizerektor der Universität Genf (UNIGE), zu einer Aussprache. «Das Ziel dieses Treffens ist es, unsere Forderungen voranzutreiben», erklärten Verantwortliche der Bewegung vor dem Treffen an einer Medienkonferenz.

Die pro-palästinensischen Studentinnen und Studenten verlangen, dass die UNIGE «zu dem von Israel in Gaza verübten Völkermord» Stellung bezieht und zu einer sofortigen Waffenruhe aufruft. Sie fordern ausserdem, dass die Uni ihre Zusammenarbeit mit israelischen Universitäten einstellt.

Die UNIGE hat nach Angaben ihres Sprechers Marco Cattaneo Abkommen mit zwei israelischen Universitäten, der Hebrew University of Jerusalem und der Tel Aviv University.

Sitzblockade in Lausanne

Auch an der Universität Lausanne fanden Gespräche zwischen Studierenden und der Universitätsleitung statt. Über die Ergebnisse des Dialogs werde möglicherweise am späten Nachmittag oder Abend informiert, hiess es.

Die Besetzungen von Gebäuden an den Universitäten Lausanne und Genf wurden derweil fortgesetzt. Mit einer Sitzblockade in einer Halle der Uni Lausanne hatten die Pro-Palästina-Proteste an Schweizer Hochschulen vergangenen Donnerstag begonnen. Seither haben sich die Proteste auf andere Hochschulen ausgeweitet.

An der ETH Lausanne (EPFL) beendeten die Protestierenden die Besetzung einer Halle nach einer Aufforderung der Hochschulleitung am Dienstagabend gegen 17.30 Uhr. Für den späten Mittwochnachmittag waren Gespräche mit der EPFL-Direktion geplant. Die EPFL kündigte eine Medienkonferenz um 19 Uhr an.

An der ETH in Zürich hatte am Dienstag die Stadtpolizei Zürich eine Sitzblockade in der Eingangshalle aufgelöst und 28 Personen verzeigt. Die Polizei hatte den ETH-Besetzern zuvor ein Ultimatum gestellt. Die ETH stellte Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs. Die Räume der Hochschule stünden nicht für politischen Aktivismus zur Verfügung, hiess es in einer Stellungnahme.

Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund in Sorge

Die anhaltenden Proteste beunruhigen den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG). Er beobachtet mit Sorge, dass sich die Stimmung an den betroffenen Hochschulen offensichtlich hochschaukelt. Universitäten seien demokratische Einrichtungen, an denen offene Debatten gepflegt werden sollten, hielt der SIG am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest.

«Die lauten Stimmen der Protestierenden tragen aber ideologisch-radikalisierte Züge», schrieb SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner. Sie vermittelten den Eindruck, dass alle Studierenden ihre Positionen teilen würden.

Das entspreche sicher nicht der Wahrheit. Es würden Ultimaten und extrem einseitige Forderungen gestellt. Andersdenkende würden eingeschüchtert. Für jüdische Studentinnen und Studenten böte eine Universität so keinen geschützten Rahmen mehr.

Insofern stelle sich klar die Frage, ob die Proteste insbesondere an der Universität Lausanne durch die Werte einer Universität gedeckt und zu dulden seien, hielt der Dachverband von 16 jüdischen Gemeinden in der Schweiz fest.

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