Tag 3 der Protestwoche des Gesundheitspersonals. Auch im Berner Inselspital ist die Belegschaft unzufrieden. Sie äussern ihren Unmut tanzend.
Zwei Angestellte vom Inselspital Bern berichten von ihrem momentanen Arbeitsalltag. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die ganze Woche findet in der Schweiz eine Protestwoche des Gesundheitspersonals statt.
  • Initiiert wurde diese von Gewerkschaften und Berufsverbänden.
  • Vor dem Berner Inselspital tanzten Angestellte für mehr Lohn und Personal.

«Zweite Wellen sind zäh», sagte der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen vor einer Woche anlässlich einer Medienkonferenz in Bern. Gestern Dienstag legte er nach. «Bei der Betten-Situation sind wir schon bei fünf vor zwölf.»

Das Gesundheitspersonal wird also in den nächsten Wochen weiterhin voll beansprucht werden. Und dies, obwohl viele sich von der ersten Welle noch ausgelaugt fühlen.

«Kündigungsgrund Nr. 1: Emotionale Erschöpfung!» steht auf einem Transparent einer Pflegefachfrau. Mit einem guten Dutzend Arbeitskolleginnen tanzt sie gestern Dienstag vor ihrem Arbeitsplatz, dem Berner Inselspital. Es wären sicher mehr gekommen. Doch die kantonale Corona-Verordnung verbietet Versammlungen über 15 Personen.

Die Angestellten des Inselspitals tanzen im Akkord und mit Transparenten zum Protest. - Nau.ch

Die Tanzeinlage reiht sich ein in eine Reihe von allerlei Aktionen im ganzen Land. Unter dem Motto «Gemeinsam mit dem Gesundheitspersonal» finden die ganze Woche Proteste wie in Bern statt. Heute Mittwoch folgen weitere in Aarau, Lausanne und Frauenfeld.

Probleme mit dem Schlaf

Ruth Kocher arbeitet seit Jahrzehnten als Pflegefachfrau. Sie hat Mühe damit, dass eigener Anspruch an ihre Arbeit und Realität zunehmend auseinanderklaffen. «Bereits am Morgen, wenn ich die Patientendossiers anschaue, muss ich mir überlegen, wie ich meine Arbeit priorisiere», sagt sie.

Sie spürt die Anstrengungen der letzten Monate auch in ihrem Privatleben. «Ich habe Mühe nachts zu schlafen, weil ich den Versäumnissen auf der Arbeit hinterher hirne.» Sie beobachte auch junge Kolleginnen, die noch nicht lange im Beruf tätig sind und bereits reduzieren oder aussteigen wollen.

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Ein gutes Dutzend Pflegefachfrauen des Berner Inselspitals protestiert für mehr Lohn und bessere Arbeistbedingungen. - Nau.ch

Mirjam Stalder hat im Inselspital tagtäglich mit Kochers jungen Kolleginnen zu tun. Sie ist Ausbildnerin. «Ich habe durch die viele Arbeit immer weniger Zeit für die Begleitung der Lernenden. Das ist unbefriedigend und darunter leidet die Patientensicherheit.»

Wie könnte man konkret Abhilfe schaffen für die Probleme? Ruth Kochers Antwort kommt sofort: «Es braucht lohnmässig eine Anpassung und mehr Personal.»

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