PFAS-belastete St. Galler Betriebe verkaufen weiterhin Fleisch
St. Galler Bauern verkaufen trotz hoher PFAS-Werte ihr Fleisch. Der Kanton sieht keinen Handlungsbedarf.

Das Fleisch von St. Galler Bauernbetrieben mit zu hohen Werten der Umweltchemikalie PFAS gelangt weiterhin in den Verkauf. Aus Sicht des Kantons sind Verkaufsverbote derzeit nicht notwendig, weil die eingeleiteten Massnahmen genügten.
Wie die NZZ am Sonntag in ihrer letzten Ausgabe berichtete, gelangt Fleisch von Landwirtschaftsbetrieben von der Eggersrieter Höhe weiterhin in den Verkauf. Vergangenen Sommer hatte der Kanton St. Gallen darüber informiert, dass im Fleisch von Kühen und Rindern wie auch im Boden oder im Quellwasser aus diesem Gebiet erhöhte oder zu hohe Werte der PFAS-Chemikalien gemessen worden waren.
Kontroverse um Gesundheitsrisiken
PFAS sind schwer abbaubare Chemikalien, die über Jahrzehnte industriell genutzt wurden. Verkaufsverbote seien bis anhin noch keine ausgesprochen worden, bestätigte die Staatskanzlei des Kantons St. Gallen den entsprechenden Bericht in der NZZ auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Und weiter: «Der Kanton St. Gallen hat seine Praxis so angepasst, dass betroffene Betriebe Absenkmassnahmen ergreifen und mitteilen müssen».
Aus den Proben eines einzelnen Tieres könne zudem nicht auf den gesamten Bestand eines Landwirtschaftsbetriebes geschlossen werden. «Sofern Betriebe aktiv an der Reduktion mitarbeiten, können sie ihr Fleisch ihrer anderen Tiere weiterhin in den Handel bringen», schrieb die Staatskanzlei weiter.
Politische Debatte um PFAS
Auf die Nachfrage, ob das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) das Vorgehen des Kantons wie in der NZZ beschrieben kritisierte, ging die Staatskanzlei nicht genauer ein. Sie verwies aber darauf, dass der Bund bis anhin noch keine Weisungen zum Thema PFAS erlassen habe. Der Kanton hielt zudem fest, dass die bis anhin gemessenen Werte in den Proben «nach aktuellem Wissen kein akutes Gesundheitsrisiko» darstellten.
In der NZZ hatte ein ETH-Forscher vor Schäden an Leber, Niere und Schilddrüse aufgrund von PFAS in Lebensmitteln gewarnt. Und auch St. Galler Kantonsrätinnen und Kantonsräte sorgen sich um allfällige gesundheitliche Schäden.
Gesetzgeber unter Druck
Dies geht aus zwei Vorstössen der SP-Grüne-GLP-Fraktion zum Thema hervor, welche am Montag eingereicht wurden. Ein weiterer Vorstoss seitens der SVP-Fraktion erkundigte sich nach Massnahmen, damit PFAS-belastete Betriebe nicht benachteiligt werden.

Weil die Dringlichkeit der Vorstösse im St. Galler Kantonsrat am Dienstag abgelehnt wurde, gab es auf die Fragen keine unmittelbaren Antworten seitens der Regierung.
Das Thema PFAS dürfte am Mittwoch auch die nationale Politik beschäftigten. Die kleine Kammer berät dann voraussichtlich eine Motion des St. Galler Mitte-Ständerats Benedikt Würth. Sie verlangt, dass man zu stark mit PFAS-belastete Produkte mit sauberen mischen darf.