Das Badener Online-Casino musste sich dem Vorwurf der ungenügenden Prüfung ihrer Spieler stellen. Diese seien nicht ausreichend vor Spielsucht geschützt worden.
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Das Badener Online-Casino ist verpflichtet, die Gambler vor Spielsucht zu schützen. (Symbolbild) - Pixabay /AidanHowe

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadtcasino Baden AG wurde zu einer Busse von 1,8 Millionen Franken verurteilt.
  • Sie sei ihren Pflichten gegenüber den Spielenden nicht ausreichend nachgekommen.
  • Die Gambler erlitten teils sehr hohe Verluste ohne Überprüfung finanzieller Verhältnisse.
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Casinos sind verpflichtet, ihre Spielenden vor Spielsucht und exzessivem Geldspiel zu bewahren. Dazu müssen sie ihre Beobachtungen und Massnahmen dokumentieren sowie gegebenenfalls provisorische Sperren verhängen.

Mittels Bankbelegen und Steuererklärungen werden Einkommen und Vermögen der Gambler bei Spielsuchtverdacht überprüft.

Das Badener Online-Casino hat mehrere Richtlinien im Geldspiel- sowie Geldwäschereigesetz verletzt, wie das «Zofinger Tagblatt» berichtet.

Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte dazu in einem Urteil die Sanktion der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK).

1,8 Millionen Franken als Busse bestätigt

Damit ist eine Busse von 1,8 Millionen Franken für die Stadtcasino Baden AG ausgesprochen. Die AG hatte zuvor gegen die Sanktion der ESBK Beschwerde eingelegt.

Der schwerste Fall in dem 62-seitigen Urteil über die Richtlinienverletzungen betrifft 17 Spielende.

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Darunter wiesen Spielerkonten teils Einzahlungen über 100'000 Franken oder Spieleinsätze über eine Million Franken aus.

Die Zahlen belaufen sich auf das erste Corona-Jahr 2020, in dem das Casino förmlich «überrannt» wurde.

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Spielautomaten im Badener Casino. Zu Pandemiezeiten spielten die Gambler von zuhause aus. - keystone

So habe eine Spielerin 100'000 Franken eingezahlt und 109'000 Franken verloren, ohne ihre finanziellen Verhältnisse nachweisen zu müssen. Laut Gericht hätte das Casino sie bis zum Erhalt entsprechender Dokumente sperren müssen.

Enorme Verluste ohne Sperrung

Ein weiterer Spieler verlor laut «Zofinger Tagblatt» Anfang April 137'000 Franken. Erst Ende Juli forderte das Casino Nachweise über dessen finanzielle Verhältnisse. Erst Ende August sperrte es den Spielenden, nachdem dieser seine Dokumente nicht einreichte.

Ein Spieler, der sein Vermögen von 423'000 Franken belegte, verlor 740'000 Franken. Geforderte Einkommensbelege sowie Kontoauszüge der letzten drei Monate reichte er jedoch nicht ein. Entsprechend dem Gericht hätte der Spieler provisorisch gesperrt werden müssen.

Aufsichtsbehörde ohne konkrete Angaben

Das Bundesverwaltungsgericht rügte nicht nur das Casino, sondern auch die Aufsichtsbehörde: Diese zeige nicht auf, welche genauen Indizien auf einen Anfangsverdacht sowie eine provisorische Sperre schliessen lassen.

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Zur Kasse, bitte: Die Kunden verloren teils enorme Beträge an die Stadtcasino Baden AG. (Archivbild) - keystone

Die Busse von 1,8 Millionen Franken beruht auf dem durch das Grand Casino und das Online-Casino «jackpots.ch» gemeinsam erwirtschafteten Bruttospielertrag von 72 Millionen Franken im Jahr 2020.

Begründung: Auf Ansturm liess sich nicht schnell genug reagieren

Die Stadtcasino Baden AG führte die Versäumnisse des Online-Casinos auf den unvorhersehbaren, plötzlichen Anstieg der Spielerzahlen zu Pandemiebeginn zurück. Der erst aus lediglich drei Personen bestehende Kundendienst wäre schnellstmöglich verstärkt worden.

Das Gericht erkannte Personalengpässe nicht als Grund für die verzögerten Früherkennungsmassnahmen an. Stattdessen habe noch vor der Pandemie eine «mangelhafte Implementierung eines ausreichenden Kontroll- und Massnahmendispositivs» vorgelegen.

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