Ohne Helm, mit Alk: Mega-Anstieg von E-Trotti-Unfällen

Simon Binz
Simon Binz

Zürich,

E-Trottinetts boomen – und die Unfälle ebenso. In vier Jahren haben sie sich mehr als verdreifacht, oft wegen Alkohol oder Selbstunfällen.

E-Trottinett
E-Trottinett. - Stadt Zürich

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit 2020 sind die E-Trottinett-Unfälle in der Schweiz um 223 Prozent gestiegen.
  • Drei von vier Vorfällen sind Selbstunfälle, fast 40 Prozent im Zusammenhang mit Alkohol.
  • Neun von zehn Schwerverletzten sind laut den Experten ohne Helm unterwegs.

Elektro-Scooter, E-Bikes und E-Roller haben in den letzten Jahren das Bild in den Schweizer Städten verändert. Vor allem E-Trottinetts gelten als praktisch, trendig und flexibel. Doch die Kehrseite ist alarmierend: Die Zahl der Unfälle hat sich in kurzer Zeit vervielfacht.

Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) stiegen die gemeldeten Fälle zwischen 2020 und 2024 um mehr als 200 Prozent. Für Christoph Liebundgut, Mediensprecher der BFU, kommt diese Entwicklung nicht überraschend.

In einem Interview mit «SRF» erinnert er daran, dass E-Trottinetts erst 2019 erstmals in der Unfallstatistik auftauchten. Damals aber mit nur wenigen Dutzend Fällen. «Ganz überraschend ist der Anstieg nicht: Vor sechs, sieben Jahren hatte noch kaum jemand ein E-Trottinett. Mittlerweile fahren relativ viele herum.»

Fährst du E-Trotti?

Die Ursachen für die vielen Stürze und Kollisionen sind vielfältig, doch ein Faktor sticht hervor: Alkohol. Drei Viertel aller Unfälle sind Selbstunfälle, fast 40 Prozent davon alkoholbedingt. «Wer mit einem E-Trottinett unterwegs ist, sollte besser nicht trinken», sagt Liebundgut.

Hinzu kommt die Konstruktion der Fahrzeuge. Mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde sind die Scooter relativ schnell, ihre kleinen Räder reagieren jedoch empfindlich. «Die kleinen Räder verzeihen keine Fehler», warnt Liebundgut.

Schon ein Randstein oder ein Schlagloch könne dazu führen, dass man hängenbleibe und nach vorne falle. Besonders, wenn jemand ungeübt sei und nicht wisse, wie er reagieren müsse.

Die 45- bis 64-Jährigen fahren mehr E-Trotti

Interessant ist auch der Blick auf die Altersgruppen. 2024 gingen die Unfallzahlen in fast allen Kategorien leicht zurück – mit einer Ausnahme: Bei den 45- bis 64-Jährigen stiegen sie an. Einen klaren Grund dafür gebe es nicht, sagt Liebundgut.

Wahrscheinlich habe sich das Trendfahrzeug in dieser Altersgruppe erst später durchgesetzt. «Eine Bevölkerungsgruppe findet diese Trend-Fahrzeuge ‹cool› und dann verbreiten sie sich.» Dazu komme die praktische Seite: Man könne das Trottinett im Bus oder Zug mitnehmen oder steile Wege mühelos überwinden.

E-Trottinett
Neun von zehn Schwerverletzten verunfallten E-Trotti-Fahrern waren ohne Helm unterwegs. - SRF

Dass die Zahlen bei jüngeren Fahrenden leicht sanken, könnte darauf hindeuten, dass die erste Euphorie bereits vorbei ist. Ob es sich dabei um eine nachhaltige Entwicklung handelt, sei aber noch offen. «An einem einzelnen Jahr ein Detail herauszulesen, ist schwierig, weil die einzelnen Jahre immer noch gewisse Unsicherheitsfaktoren beinhalten», betont Liebundgut.

Für den Mediensprecher bei der Beratungsstelle Unfallverhütung steht fest: Prävention ist entscheidend. «Wenn man weiss, dass neun von zehn Schwerverletzten ohne Helm unterwegs sind, dann ist der Helm das Wichtigste.» Zudem müsse man sich bewusst sein, dass die meisten Unfälle selbstverschuldet sind.

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Kommentare

User #1640 (nicht angemeldet)

"... die gemeldeten Fälle zwischen 2020 und 2024 um mehr als 200 Prozent." - Leider stehen im Artikel keine Unfall-Zahlen. Ohne diese Zahlen hat das Geschriebene keinerlei Aussagekraft. 200%? Also 600 Unfälle statt 200? Oder drei statt einem? 👎

User #2645 (nicht angemeldet)

Aktuelle Trendfahrzeuge kommen vorwiegend aus China. Diese sollen eine Nutzungsdauer von ungefähr (nicht ganz) drei Jahren aufweisen, was sowohl ökonomisch als auch ökologischer Sicht als unsinnig anzusehen ist.

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