Die Schoggi-Firma Läderach sieht sich nach der schockierenden Doku mit einem Image-Schaden konfrontiert. Die Marke leide «unter Sippenhaftung», so ein Experte
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Der Skandal um die «Christliche Schule Linth» hat negative Auswirkungen auf die Marke Läderach. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In einer Doku berichten ehemalige Schüler der Läderach-Schule von körperlicher Züchtigung.
  • Die Vorwürfe sind an den Senior gerichtet – dennoch leidet die Firma des Juniors darunter.
  • Ein Experte hält fest: Ein Namenswechsel würde mitten im Imagetief nicht funktionieren.
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In einer schockierenden SRF-Doku werden schwere Vorwürfe gegen Ex-Chocolatier Jürg Läderach (72) laut: Ehemalige Schüler der von ihm mitbegründeten «Christlichen Schule Linth» in Kaltbrunn SG berichten von körperlicher Züchtigung.

Sein Sohn und heutiger CEO der Schoggi-Firma, Johannes Läderach (37), meldete sich daraufhin in der «Sonntagszeitung» zu Wort: «Mit anzusehen, wie von solchem seelischen und körperlichen Missbrauch erzählt wird, schmerzt ungemein», sagt er.

Johannes Läderach ging zwar selbst auf die Skandal-Schule. Er sei aber nicht geschlagen worden, sagt er. Er schickt seine eigenen Kinder auch heute noch dort zur Schule.

Und appelliert, dass man die Schoggifirma Läderach «nach den Menschen beurteilt, die jetzt die Verantwortung tragen». Denn die Vorwürfe richten sich nicht gegen die dritte Generation der Firma.

So einfach geht das aber nicht – der Image-Schaden ist schon angerichtet.

Experte: Namenswechsel würde nicht funktionieren

Stefan Vogler, Marken-Experte und Dozent an der HWZ, sagt: «Es hat und wird wohl noch eine gewisse Zeit Umsatzeinbussen, vorwiegend in der Schweiz, geben.»

Aber warum leidet der Schokoladen-Hersteller, obwohl der Senior – Jürg Läderach – nicht mehr involviert ist? «Weil sein Name identisch mit der Schoggi-Marke ist», erklärt Vogler.

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Läderach steht derzeit in der Kritik.
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Hintergrund ist eine SRF-Doku über die «Christliche Schule Linth», gegründet von Jürg Läderach.
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Sein Sohn Johannes Läderach distanzierte sich in einem Interview von seinem Vater.
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Dennoch trägt die Marke Läderach einen Image-Schaden davon.
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Ein Namenswechsel würde wohl nicht funktionieren, sagt ein Image-Experte.

Derzeit werde der Name negativ mit Läderach Senior assoziiert. «Unabhängig von der Tatsache, dass er heute nicht mehr im Familienunternehmen tätig ist», so Vogler.

Ein Namens- beziehungsweise Markenwechsel, um den Image-Schaden abzuwenden, würde allerdings kaum funktionieren, so der Experte. «Das wäre nur Reinwascherei. Alle würden realisieren, wer hinter der neuen Marke steckt – das wäre nur deckende Kosmetik», sagt er.

Aber: Später, bei wieder intaktem Image, sei ein Markenwechsel allerdings eine mögliche Option.

Schoggi-Marke leidet «unter Sippenhaftung»

Vogler ergänzt: Zunächst habe die Bevölkerung nicht zwischen Junior und Senior unterscheiden können. Mit der Stellungnahme des jungen Johannes Läderach und der Distanzierung zum Vater habe sich das allerdings geändert. «Nun dürften die Konsumentinnen und Konsumenten den Unterschied realisieren.»

Vogler fügt hinzu: Würde der Junior seine Kinder von der Läderach-Schule nehmen, «könnte er damit glaubwürdig beweisen, dass er sich von ihr distanziert». Wobei an der heutigen Schule «vermutlich beziehungsweise hoffentlich keine Missstände mehr herrschen».

Es ist nicht das erste Mal, dass die Marke Läderach einen Image-Schaden davonträgt: Vor einigen Jahren wurde nach einem «Marsch fürs Läbe» zum Boykott gegen Chocolatier Läderach aufgerufen. Die Vorwürfe: Die Läderachs seien homophob und Abtreibungsgegner.

Haben Sie die SRF-Doku über die Läderach-Schule gesehen?

Der nun entstandene Schaden sei allerdings grösser, erklärt Vogler. Denn: «Der Dokfilm hat Misshandlungen aufgezeigt, die alle Menschen betroffen machen, nicht nur eine bestimmte Gruppe.»

Vogler hält fest: Nun leide die Schoggi-Marke «unter Sippenhaftung». Obwohl die Firma und deren Mitarbeitende «nichts mit dem angeblichen Verhalten von Läderach Senior zu tun haben.»

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