In St. Gallen haben drei Teenie-Meitli die Polizei beschimpft und geschlagen. Ein Experte erklärt, warum die Jungen für die Polizei am gefährlichsten sind.
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Bei jüngeren Menschen sei das Vertrauen gegenüber der Polizei etwas niedriger ausgeprägt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Polizisten in St. Gallen wurden letzte Woche von Jugendlichen beschimpft und geschlagen.
  • Experte Dirk Baier erklärt, weshalb vor allem jüngere Menschen auf Beamte losgehen.
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Am vergangenen Freitagabend kontrollierte eine Zivilpatrouille der Kantonspolizei St. Gallen am St. Galler Bahnhof einen 15-Jährigen. Drei Teenagerinnen mischten sich ein: Sie beschimpften die Einsatzkräfte – und schlugen auf sie ein.

Die Mädchen waren im Alter von erst 13, 15 und 16 Jahren. Die Beamten mussten sogar Pfefferspray einsetzen, um sich in Sicherheit zu bringen. Alle vier Jugendlichen wurden festgenommen.

Der Vorfall lässt aufhorchen. Doch für Dirk Baier, Experte für Jugendkriminalität, kommt er nicht überraschend. Er sagt zu Nau.ch: «Zwar geniesst die Polizei in der Schweizer Bevölkerung hohes Vertrauen, aber bei jüngeren Menschen ist das Vertrauen etwas niedriger ausgeprägt.»

Häufiger in Konfliktsituationen

Für die Polizei am gefährlichsten seien ältere Jugendliche im Alter von 14 bis 29 Jahren, so der Zürcher Kriminologe. Das liege aber nicht am geringen Vertrauen, sondern daran, dass «diese Altersgruppe häufiger in Situationen ist, in denen sie konflikthaft auf Polizistinnen und Polizisten treffen kann».

Bahnhof St. Gallen
Am Bahnhof St. Gallen führte eine Zivilpatrouille am Freitagabend eine Kontrolle durch. Dabei mischten sich drei Teenagerinnen ein und beschimpften und schlugen die Polizisten.
Polizeieinsatz
Gemäss Dirk Baier, Experte für Jugendkriminalität, seien ältere Jugendliche im Alter von 14 bis 29 Jahren am gefährlichsten. (Archivbild)
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Denn «diese Altersgruppe ist häufiger in Situationen, in denen sie konflikthaft auf Polizistinnen und Polizisten treffen kann».
Ausgang
Denn laut Baier gingen diese jungen Menschen häufiger in den Ausgang und konsumieren da Alkohol. «In den Ausgehvierteln ist meist auch mehr Polizei präsent.» (Symbolbild)

Denn diese jungen Menschen würden häufiger in den Ausgang gehen und dort Alkohol konsumieren. «In den Ausgehvierteln ist meist auch mehr Polizei präsent.» Zudem würden sie auch häufiger an Demos teilnehmen, in deren Rahmen es zu Gewalt kommen könne.

Auch an Fussballmatches, bei denen es Probleme mit der Polizei geben könne, sei diese Altersgruppe häufig präsent.

«Es sind also eher die situativen Aspekte, weniger die persönlichen Einstellungen wie Hass bei der Erklärung der Auffälligkeit zu betrachten», führt Baier aus.

In gewissen Situationen «lässt der Respekt zu wünschen übrig»

Auch Florian Schneider, stellvertretender Leiter Kommunikation bei der Kantonspolizei St. Gallen, bestätigt gegenüber Nau.ch: «Im Kontext von Ausgang in Verbindung mit Alkohol oder teils auch Drogen und der Gruppendynamik lässt der Respekt gegenüber uns Polizistinnen und Polizisten dann doch öfter zu wünschen übrig.»

Mussten Sie schon einmal die Polizei zu Hilfe holen?

Schneider betont aber auch, dass die Situation im Kanton St. Gallen derzeit nicht so gravierend sei, dass umgehende Massnahmen nötig wären. Auch die Kantonspolizei Bern stellt «diesbezüglich keine aussergewöhnliche Situation fest», wie Mediensprecherin Sarah Wahlen erläutert.

Im Kanton Zürich richte sich Jugendgewalt vornehmlich gegen andere Jugendliche. «Fälle von Gewalt und Drohung gegen die Polizei kommen vor. Es handelt sich aber um Einzelfälle», sagt Florian Frei vom Mediendienst der Kantonspolizei Zürich.

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