An der Julierstrecke in Graubünden hat die Kulturorganisation Origen eine alte weisse Villa in Mulegns GR um einige Meter verschoben.
Die Villa des Zuckerbäckers Jean Jegher ist in der Nacht auf Freitag in Mulgens GR ein paar Meter verschoben worden, um sie für die Zukunft zu erhalten.
Die Villa des Zuckerbäckers Jean Jegher ist in der Nacht auf Freitag in Mulgens GR ein paar Meter verschoben worden, um sie für die Zukunft zu erhalten. - sda - KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In Mulegns GR wurde die «Weisse Villa» in der Nacht auf Freitag verschoben.
  • Mit der Umplatzierung wird das denkmalgeschützte Gebäude eines Zuckerbäckers erhalten.

An der viel befahrenen Julierstrecke in Graubünden hat die Kulturorganisation Origen eine alte weisse Villa um einige Meter verschoben. Damit schafft sie im Bergdorf Mulegns mehr Platz für den Verkehr und Raum für Kultur zu schaffen.

Mit der ungewöhnlichen Umplatzierung wird das denkmalgeschützte Gebäude eines ehemaligen Zuckerbäckers erhalten.

Nach Tagen der Vorbereitung ging das Schauspiel in der Nacht auf Freitag über die Bühne. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtet von ein paar Dutzend Schaulustigen, die dem Spektakel beiwohnten.

Verschiebung in Mulegns GR wird zum kulturellen Akt

Für Origen ist die Verschiebung nicht einfach ein technisches Unterfangen. Vielmehr macht die Kulturorganisation, die 2018 mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet worden war, einen kulturellen Akt daraus. Wie ein grosses Puppenhaus auf Reisen wurde die in verschiedenen Farben festlich beleuchtete Villa bespielt und besungen.

Weisse Villa mulegns
Bauarbeiter stehen für letzte Vorbereitungen vor der «Weisse Villa» des Zuckerbäckers Jean Jegher bevor diese verschoben wird. - dpa

Aus dem fahrenden Haus erklangen den Angaben der Organisation zufolge rätoromanische Lieder. Laut Origen sollten sie an das grosse Heimweh des Zuckerbäckers Jean Jegher erinnern. Den Mann plagte grosses Heimweh, das ihn schliesslich zur Rückkehr sowie zum Bau der Villa bewegt hatte.

Die Inszenierung mit dem Verschieben des Gebäudes startete am Donnerstagabend gegen 22:00 Uhr. Mit der Verschiebung endet nunmehr auch die jahrzehntelang geführte Diskussion um die Beseitigung des wohl schmalsten Engpasses an der Julierstrecke.

Projekt kostet 5,6 Millionen Franken

Das Projekt ist mit Kosten von 5,6 Millionen Franken verbunden. Die Bündner Regierung steuerte einen Beitrag von 1,95 Millionen Franken bei. Origen will den Kern des 17 Seelen-Dorfes Mulegns in Zukunft kulturell beleben.

Theater, Ausstellungen und Rauminstallationen sind geplant. Geht der Plan auf, soll in Mulegns ein innovatives Kulturdorf entstehen.

Mulegns
Die Villa in Mulegns wird verschoben, um ein Nadelöhr auf der Julierstrasse zu beseitigen. - keystone

Die Julierstrecke ist die Hauptverkehrsader für den Strassenverkehr zwischen Nordbünden und dem Engadin. Praktisch jeder Autofahrer und jede Autofahrerin, die den Julierpass schon überquerten, kennt den Engpass in Mulegns (zu deutsch: Mühlen).

Es gab bisher kein Ausweichen: Sämtliche Lastwagen und Autos mussen sich durch das Nadelöhr zwängen. Fahrzeuge rissen wiederholt Fassadenstücke von den Gebäuden weg. Die Kratzspuren sind an den Hauswänden sichtbar. Nunmehr das Fazit der Organisatoren: «Das Bauwerk wird für die Nachwelt erhalten, die Korrektur der Julierstrasse ermöglicht und die Sicherheit sowie Lebensqualität wesentlich verbessert».

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FotografHeimwehFrankenRegierungTheater