Mieter-Ansturm: Auch Zürcher Genossenschaften testen Zufallsvergabe
Die Zufallsvergabe im Wohnungsmarkt fasst immer mehr Fuss. Neu setzen auch Zürcher Genossenschaften auf die Lotterie. Dies soll für mehr Gerechtigkeit sorgen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Wohnbaugenossenschaft Wogeno testet einen Zufallsgenerator.
- Der Generator bestimmt, wer die Wohnungen besichtigen darf.
- Der Zufall soll für mehr Gerechtigkeit sorgen.
In der Stadt Zürich kann die Wohnungssuche wortwörtlich zur Lotterie werden. So war es in der Siedlung Tramdepot Hard. Ein Zufallsgenerator hat in dieser städtischen Liegenschaft mitentschieden, wer die Wohnung bekommt.
Die Idee dahinter ist einfach: Der Zufall soll für mehr Gerechtigkeit sorgen.
Test für Besichtigungstermine
Auch Genossenschaften beginnen nun, das Prinzip des Zufallsgenerators zu nutzen. So zum Beispiel die Wogeno-Genossenschaft mit ihren 6600 Mitgliedern.
Sie testet derzeit dieses System für die Auswahl von Besichtigungsterminen. Aber nur bei Wohnungen, für die es für die Besichtigung mehr als 70 Anmeldungen gibt. Darüber berichtet der «Tages-Anzeiger».
Bisher sei das Interesse nämlich so gross gewesen, dass nicht alle Bewerbungen geprüft werden konnten, erklärt Wogeno-Präsidentin Anita Wymann.
Daher wurde bis jetzt nur auf ein Kriterium geschaut: die Dauer der Mitgliedschaft. Sprich: Je länger man Mitglied bei Wogeno war, desto grösser war die Wahrscheinlichkeit auf eine freie Wohnung.
Doch das führte laut Wymann zu unbefriedigenden Ergebnissen.
Mit dem Zufallsprinzip soll die Einladung zur Besichtigung «sehr viel fairer» werden.
Denn die Genossenschaft wolle verhindern, die Verwaltung aufzublähen, um die «Berge von Bewerbungen» abzuarbeiten. «Das würde sich auf die Mietkosten auswirken, was wir verhindern möchten», sagt Wymann der Tamedia-Zeitung.
Zufallsprinzip sorgte schon für Kritik
Wogeno ist nicht die einzige Zürcher Genossenschaft, die auf Zufall setzt. Auch bei der ABZ-Baugenossenschaft kommen laut der Zeitung Zufallsgeneratoren im Auswahlverfahren zum Einsatz.
Das Zufallsprinzip bei der Vergabe von Wohnraum ist jedoch nicht unumstritten. Im Jahr 2021 kündigte die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich an, ihre Wartelisten durch ein Losverfahren zu ersetzen. Dies stiess auf grossen Widerstand.
Senioren protestierten damals mit dem Slogan «Gerechtigkeit statt Glücksrad» und kritisierten die «unwürdige Alterslotterie». Trotz der Kritik wurde die Zufallsvergabe anschliessend umgesetzt.