Von den goldenen Zeiten des Skifahrens in der Schweiz bis zur unsicheren Zukunft – eine Reise durch die Geschichte.
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Bernhard Russi unterrichtet ein Skifahrer am Wiriehorn. (Archivbild) - Keystone

Die beiden Olympia-Medaillen-Gewinner Bernhard Russi und Roland Collombin sind an der Begeisterung für den Skisport in der Schweiz nicht ganz unbeteiligt. 1972, im selben Jahr, als sie an den Olympischen Spielen in Sapporo (Japan) die Gold- und Silbermedaille in der Abfahrt gewannen, wurde die Organisation Jugend+Sport gegründet, die unter anderem Skilager in der Schule und Skiclubs finanzierte.

Auch 15 Jahre später waren die Schweizer Sportlerinnen und Sportler auf den Pisten erfolgreich. 1987 gewannen sie bei den alpinen Skiweltmeisterschaften in Crans Montana 14 Medaillen. Ende der 1980er-Jahre fuhren fast 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Ski: «Auch wenn die halben Tage Langlauf mit eingerechnet sind, um auf diese Zahl zu kommen», räumte der Sporthistoriker Grégory Quin auf Anfrage ein.

Skifahren wird zum Massensport

«Im Winter 82–83 war das Skifahren so billig wie nie zuvor», sagte Quin. Die Kosten sanken zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren stetig ab. Die Demokratisierung des Sports erreichte ihren Höhepunkt zwischen Mitte bis Ende des letzten Jahrhunderts. Zwischen diesen Jahren eroberte vor allem die Mittelschicht die Pisten im Sturm: «Es wird identitätsstiftend, zum Skifahren zu gehen; man muss dort gewesen sein», so der Historiker.

Praktisch alle Kinder erlernten den Sport in Skilagern. Sie profitierten von der Infrastruktur, die Jahrzehnte zuvor gebaut wurde: Nach dem Zweiten Weltkrieg lösten Sessellifte den Skilift ab, ab Ende der 1940er-Jahre folgten Seilbahnen. In den 1930er-Jahren entstanden in Davos (1934) und St. Moritz (1935) erste Infrastrukturen für Skilifte – oft rudimentäre Anlagen, finanziert von Hoteliers.

Vom Aufstieg zur Abfahrt

Zuvor hatten die Wintersportler Standseilbahnen und Zahnradbahnen benutzt. Diese begannen sie auch im Winter zu fahren, wie etwa die Gornergratbahn in Zermatt ab 1928. Vor dieser Zeit stiegen Ski-Enthusiasten noch selbst hinauf, übernachteten oben und fuhren am nächsten Tag wieder hinunter. «Deshalb haben viele Skiclubs heute noch Hütten in den Bergen», erklärt Quin.

Und was ist mit der Zukunft des Sports? Laut Quin sieht es düster aus: «Am Ende dieses Jahrhunderts wird man kaum noch Ski fahren können». Er prognostiziert Schnee nur auf über 3000 Metern Höhe – schwieriges Terrain wegen vieler Felsen.

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