Der Schweizer Stahlproduzent Schmolz + Bickenbach fürchtet den Konkurs. Eine Rettung rückt wegen eines Machtkampfs der Grossaktionäre in den Hintergrund.
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Schmolz Bickenbach Minute: Die Aktionäre konnten sich einigen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Stahlproduzent Schmolz + Bickenbach fürchtet den Konkurs.
  • Die Grossaktionäre sind sich über die Zukunft des Unternehmens nicht einig.
  • Statt einer Rettungsaktion führen die Aktionäre nun einen Machtkampf durch.
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Der Schweizer Stahlproduzent Schmolz + Bickenbach (S+B) steckt in einer existenziellen Krise. Frisches Kapital tut dringend Not. «Eine Ablehnung der Kapitalerhöhung wäre gleichbedeutend mit einem Gang zum Konkursrichter am nächsten Tag». Vordem warnte Grossaktionär Martin Haefner gestern Dienstag im Gespräch mit der «Finanz und Wirtschaft».

Zuletzt hat die Übernahmekommission (UEK) den aufgegleisten Kapitalmassnahmen hohe Hürden in den Weg gelegt. Denn Haefner hatte sich verpflichtet, bis zu 325 Millionen Franken einzuschiessen. Er knüpfte seine Zusage aber an die Bedingung, dass er auf einen Anteil von mindestens 37,5 Prozent kommt. Die UEK wollte Haefner jedoch nicht von der Pflicht befreien, allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot vorlegen zu müssen.

Machtkampf statt Rettung von Schmolz + Bickenbach

Einer der Grossaktionäre des Schweizer Stahlproduzenten ist die Beteiligungsgesellschaft Liwet, die unter dem Einfluss von Viktor Vekselberg steht. Die Beteiligungs-GmbH der Erbenfamilien ist ebenfalls Grossaktionär. Laut Haefner funktioniert die aktuelle Konstellation mit den Grossaktionären nicht. «Die Interessen sind zu verschieden», sagte er der «FuW».

Es scheint so, als würden sich die Aktionäre der Schmolz + Bickenbach AG in einer Art Machtkampf befinden.

Ein klares Commitment zur Kapitalerhöhung habe es von den anderen zwei Grossaktionären nicht gegeben. «Ich bin nicht gewillt, in eine solche Situation hinein noch einmal zu investieren. Für mich ist das eine rote Linie», sagte Haefner.

Ein Rückzug von der Börse komme für ihn aber nicht infrage. Dies aufgrund nachfolgetechnischen Gründen und weil der Zugang zum Kapitalmarkt mit Blick auf künftiges Wachstum wichtig sei. Haefner wolle aber S+B als kontrollierender Aktionär auf eine tragfähige Basis stellen, um das Unternehmen vorwärtszubringen. Eine Kooperationen in diesem Machtkampf schliesse er nicht aus.

Unterstützung von Swissmem

Gegen die Verfügung der Übernahmekommission hatte S+B am Montag Rekurs eingelegt. Dieser wird vom Branchenverband Swissmem unterstützt. Angesichts der dramatischen Lage der Schweizer Firma sei es «unverständlich», dass die UEK eine Ausnahmeregelung verweigere. Nun liege es an der Finanzmarktaufsicht Finma, den «fragwürdigen» Entscheid umzustossen.

Durch die UEK-Ablehnung entstehe damit ein hohes Risiko, dass das über 170-jährige Unternehmen in absehbarer Zeit Konkurs anmelden müsse. In der Schweiz wären damit 800 Stellen gefährdet.

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