Kunstmuseum Thun zeigt Werke aus psychiatrischen Einrichtungen
Das Kunstmuseum Thun zeigt in seiner neusten Ausstellung «Extraordinaire!» Werke von psychisch Kranken. Es handelt sich um eine Auswahl aus einer Datenbank mit 5000 Werken, welche Zürcher Forschende zusammentrugen.

Das Wichtigste in Kürze
- Kunst von psychisch Kranken wird in Thun gezeigt.
- Die Auswahl ist erstmals in der Schweiz zu sehen.
Das Kunstmuseum Thun zeigt in seiner neusten Ausstellung «Extraordinaire!» Werke von psychisch Kranken. Es handelt sich um eine Auswahl aus einer Datenbank mit 5000 Werken, welche Zürcher Forschende zusammentrugen.
Die Forschenden der Zürcher Hochschule der Künste durchforsteten über neun Jahre lang Krankenakten in 22 von 25 Archiven von psychiatrischen Kliniken nach Kunstwerken.
Dokumentation des Lebens
Unter den Ausstellungsstücken finden sich Fluchtwerkzeuge, Waffen, Zeichnungen, gehäkelte Kunst sowie Fotos, welche das eintönige Leben in einer Anstalt dokumentieren. Die Werke wurden in schweizerischen psychiatrischen Einrichtungen zwischen 1890 und 1930 erschaffen.
«Einmal in einer Psychiatrie eingewiesen, verbrachten die Patienten meist ihr gesamtes Leben in der Anstalt», sagte Kunsthistorikerin Katrin Luchsinger, Leiterin des Forschungsprojekts, vor den Medien.
Die um die Jahrhundertwende übliche Psychotherapie bestand aus landwirtschaftlicher oder hauswirtschaftlicher Arbeit. Die ausgestellten Kunstwerke wurden darum auch mit den einfachsten Utensilien wie Bleistift und Papier erschaffen. Dass Psychiater ihre Patienten gezielt zeichnen liessen war eine Seltenheit.
Ging auch anders
Der bekannte Künstler Adolf Wölfli sei im Gegensatz dazu von seinem behandelnden Arzt gezielt gefördert und beispielsweise mit Buntstiften versorgt worden.
Der Bogen zur zeitgenössischen Kunst wird mit einer Ausstellung der Amerikanerin Ida Applebroog gespannt. Zu sehen sind Arbeiten, welche die Künstlerin während ihres Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik in San Diego malte.
Teil der Schau sind auch Objekte ihrer Werkserie «Angry Birds of America» von 2018. Applebroog liebt Vögel. Mit den Angry Birds spielt sie laut Kunstmuseum auf die „MeToo“-Bewegung an und verleiht ihrer Wut gegenüber Trumps Regierung Ausdruck. Es ist die erste Einzelausstellung der amerikanischen Künstlerin in der Schweiz.
Die Ausstellung «Extraordinaire!» beginnt am Samstag und dauert bis zum 19. Mai. Anschliessend werden die Werke im Kunstmuseum in Linz Ö zu sehen sein.