Konsum von «Zauberpilzen» nimmt stark zu – Kontrollen sind selten
Der Hype um «Zauberpilze» wächst – doch Kontrollen sind Mangelware. Wer prüfen lassen will, ist oft auf sich allein gestellt.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Menschen sammeln und konsumieren halluzinogene Pilze.
- Viele Kontrollstellen lehnen «Zauberpilze» ab, was zu gefährlichen Verwechslungen führt.
- Pilzkontrollen werden seltener, da viele Stellen aus Spargründen geschlossen wurden.
«Pilzeln» liegt im Trend – aber nicht nur fürs Abendessen. Immer mehr junge Menschen durchstreifen die Natur auf der Jagd nach einem Rausch: sogenannten «Zauberpilze».
Diese halluzinogenen Pilze verändern Wahrnehmung, Denken und Fühlen – und ihr Konsum nimmt rasant zu, wie der «Beobachter» berichtet.
Schon 2015 gaben 300’000 Menschen in einer Erhebung von «Sucht Schweiz» an, solche Pilze ausprobiert zu haben.
Eine Studie von «Infodrog» zeigt: 2024 hatten 30 Prozent der beratenen Personen in den letzten zwölf Monaten halluzinogene Pilze konsumiert – 2020 waren es erst 9 Prozent.
In der Schweiz wachsen rund 20 solcher halluzinogener Pilzarten wild. Seit 2002 stehen vier davon mitsamt den Wirkstoffen Psilocybin und Psilocin unter dem Betäubungsmittelgesetz.
Anbau, Einfuhr, Handel, Konsum und Herstellung sind verboten – der Besitz kleiner Mengen bei Erwachsenen aber straffrei.
Für illegal gezüchtete «Zauberpilze» gibt es in einigen Städten Drug-Checking-Angebote, bei denen Proben auf Wirkstoffgehalt getestet werden. Um einen risikoarmen Konsum zu gewährleisten.
Wer jedoch wild gesammelte Pilze bestimmen lassen will, wird abgewiesen – mit dem Hinweis, sich an die Pilzkontrolle zu wenden.
Selbst Fachpersonen überfragt
Doch auch dort stösst man oft an Grenzen. Selbst Fachpersonen erkennen manche psychedelischen Arten nicht.
Der Umgang mit Psilocybin-Pilzen sei «eine nicht ganz einfache Sache». Das gibt Marionna Schlatter, Medienverantwortliche der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollen (Vapko) im «Beobachter» zu bedenken.
Manche Kontrolleure wollen zur Sicherheit auch die Psilocybin-Pilze bestimmen, damit die Sammelnden nicht versehentlich etwas Falsches essen. Andere würden die Kontrolle dieser Pilze jedoch nicht in ihrem Aufgabenbereich sehen.
Laut einer internen Empfehlung der Vapko dürfen Pilzkontrolleure selbst entscheiden, ob sie halluzinogene Pilze bestimmen. Je nach Wissen und persönlicher Haltung.
Dabei könnten solche Kontrollen lebenswichtig sein. Gerade Neulinge verwechseln Pilz-Arten leicht. Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter warnt im «Beobachter»: «Das Risiko einer Vergiftung ist ein Riesenproblem.»
Doch sichere Bestimmung wird immer schwieriger: In den letzten 25 Jahren wurde rund ein Drittel der Pilzkontrollstellen aus Spargründen geschlossen. In Uri, Nidwalden und Obwalden existiert keine einzige mehr.