Die oberste Lehrerin der Schweiz warnt vor einem Trend hin zu Privatschulen. Diese erleben schon jetzt einen Aufwind, der bald weiter verstärkt werden könnte.
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Immer häufiger schicken Eltern ihre Kinder in Privatschulen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die oberste Lehrerin der Schweiz sorgt sich um die Bildungsqualität der Volksschule.
  • Weil oft unqualifiziertes Personal angestellt wird, befürchtet sie einen Imageschaden.
  • Schon jetzt zeigt sich, dass die Nachfrage nach Privatschulen zunimmt.

Die Schweizer Volksschule hat es zurzeit nicht leicht: Mehrere hundert Stellen sind zum Schuljahresbeginn unbesetzt. Viele Schulen müssen deshalb auf Notlösungen setzen und stellen nicht qualifiziertes Personal an. So dürfen etwa Schreiner unterrichten.

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Das Lehrerpersonal stösst derzeit vielerorts an seine Grenzen (Symbolbild). - Keystone

Diese Notfallmassnahme bereitet der obersten Lehrerin der Schweiz, Dagmar Rösler, «extrem grosse Sorgen». Die Präsidentin des Lehrerverbands (LCH) befürchtet, dass sich nun der Trend hin zu Privatschulen verstärken könnte.

Schliesslich könne es sein, dass vermögende Eltern die Qualität in der Volksschule als nicht mehr gesichert sehen.

Dagmar Rösler, oberste Lehrerin der Schweiz, sieht die Bildungsqualität in Gefahr. - Nau.ch

Diese Entwicklung birgt grosse Gefahren, warnt Rösler: «Es schwächt die Volksschule, weil es eine Tendenz geben könnte, dass Kinder aus bildungsfernen Familien die Volksschule besuchen.»

Schweizer Eltern schicken ihre Kinder schon jetzt oft in Privatschulen

Wie eine Nau.ch-Umfrage bei Privatschulen zeigt, liegt Rösler mit ihrer Befürchtung nicht falsch. Im Gegenteil: «Bei Schweizer Eltern gewinnen wir etwas an Zulauf», sagt Peter Petrin, Co-CEO der Academia Group.

Das Unternehmen, welches mehrere Privatschulen in der Deutschschweiz betreibt, ist zuletzt moderat gewachsen. In den letzten Jahren habe sich die Schülerzahl «massvoll erhöht», so Petrin zu Nau.ch.

Privatschule Lehrer
Auch Privatschulen haben Mühe, geeignetes Lehrerpersonal zu finden. - dpa-infocom GmbH

Von einem Boom könne zurzeit aber (noch) nicht gesprochen werden, da auf Volksschulstufe keine markant erhöhte Nachfrage festgestellt werde. Petrin erklärt: «Dies liegt daran, dass sich unsere Klientel nicht nur aus Schweizern zusammensetzt. Seit Corona kommen weniger Expats ins Land.»

Doch auch hier hat man - wie in der Volksschule - Mühe, geeignetes Personal zu finden: «Der Mangel an deutschsprachigen Lehrpersonen behindert unser Wachstum erheblich», sagt der Academia-Chef.

Sorgen Sie sich um die Bildungsqualität der Volksschule?

Um ein bevorzugter Arbeitgeber zu sein, werden administrative und disziplinarische Aufgaben reduziert. Höhere Löhne seien hingegen kein Thema. Hier orientiere man sich an der öffentlichen Schule, heisst es auf Anfrage.

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