Klingnauer Stausee: Giftschlamm darf nicht in Rhein gepumpt werden
Ursprünglich sollten Chemikalien bei der Sanierung des Klingnauer Stausee in den Rhein eingeleitet werden. Dem widerspricht nun der Regierungsrat.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Sanierung des Klingnauer Stausee sollten Chemikalien in den Rhein geleitet werden.
- Das Verwaltungsgericht entschied jedoch, dass sie auf einer Deponie entsorgt werden sollen
- Der Regierungsrat stimmte dem nun zu.
Der Kanton Aargau geht bei der Sanierung des Klingnauer Stausees, eines internationalen Vogelparadieses, über die Bücher. Die mit krebserregenden Chemikalien belasteten Sedimente sollen auf einer Deponie entsorgt und nicht wie geplant in den Rhein eingeleitet werden.
Damit akzeptiert der Regierungsrat einen Entscheid das kantonalen Verwaltungsgerichts. Um weitere Verzögerungen zu verhindern, werde auf einen Weiterzug ans Bundesgericht verzichtet. Dies teilte das kantonale Departement Bau, Verkehr und Umwelt am Freitag mit.
Das Verwaltungsgericht hatte im August eine Beschwerde des schweizerischen und des aargauischen Fischereiverbands gutgeheissen. Auf Bundesebene fehle eine Rechtsgrundlage, um Sedimente, die Schadstoffe enthielten, zu entnehmen und weiterzuleiten, urteilte das Gericht. Selbst reine, unbelastete Sedimente dürften nicht wieder eingeleitet werden.
Sedimente aus Klingnauer Stausee sollten in Rhein gepumt werden
Das Projekt des Kantons sah vor, die 16'000 Kubikmeter Sedimente beim Zusammenfluss von Aare und Rhein wieder ins Gewässer einzuleiten. Die Schadstoffbelastung sollte so verdünnt werden.
Mit diesem Vorgehen wollte der Kanton Geld sparen. Mit der korrekten Entsorgung der Sedimente in einer Deponie entstehen nun Mehrkosten in der Grössenordnung von drei Millionen Franken.
Ursprünglich hatte der Kanton geplant: Rund 20'000 Kubikmeter Feinmaterial aus dem Klingnauer Stausee sollen nach dem Ausbaggern wieder in den Rhein gepumpt werden. Nach Kritik beschloss der Regierungsrat vor vier Jahren, 7500 Kubikmeter Sediment in Deponien zu entsorgen.
Der in den 1930er Jahren künstlich angelegte Klingnauer Stausee ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und gilt auch als internationales Vogelparadies.
Bereits früh starke Belastung durch Schwermetalle
Der Jahrzehnte dauernde Sedimenteintrag hat eine stetige Verlandung des Sees bewirkt. Umfangreiche Bohrungen und Laboranalysen des Feinanteils der Sedimente machten bereits früher die Belastung mit Schwermetallen deutlich. Festgestellt wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und polychlorierte Biphenyle (PCP).
Diese krebsauslösenden Chemikalien waren bis in die 1980er Jahre als Hydraulikflüssigkeit und Weichmacher verwendet worden. Der Stoff wurde über die Flüsse Aare, Reuss und Limmat in den Stausee an der Landesgrenze zu Deutschland geschwemmt.